Volltext Seite (XML)
564 Sitten und Gebräuche der Koffern. Erfahrung kennen gelernt haben; sie suchen diese durch Zauber zu kräf tigen. Zu manchen Zeiten sind solche Fieber bei ihnen epidemisch, auch Kinderblattern wüthen bisweilen. Die Knaben werden, wenn sie anfangen mannbar zu werden, beschnit ten, gewöhnlich wenn der Sohn eines Oberhauptes das gehörige Alter hat. Bis sie geheilt sind, leben sie abgesondert, dann kehren sie zu der Horde zurück, erhalten einen Mantel und Waffen und man erklärt ihnen, daß sie nun den Erwachsenen angehörten. Sie geloben darauf dem Ober haupte Gehorsam und Beistand und stellen Waffenübungen an. Auch die Mädchen werden, wenn sie mannbar sind, mit gewissen Feierlichkeiten in die Zahl der Frauen ausgenommen. Die Vielweiberei ist gewöhnlich. Die Frauen dürfen sich in äffend liche Angelegenheiten nicht mischen, gelten aber zu Hause viel. Ueberhaupt bezeigen die Kaffern stets den Eltern und bejahrten Verwandten große Achtung. Unter einander betragen sie sich immer mit einer Art von An stand. Auffallend ist, daß man nie einen gähnen, niesen, husten oder sich räuspern hört. Der Mann bringt sein Leben größtentheils in Trägheit hin, sein Ge schäft ist, die Kühe zu melken, auf die Jagd und in den Krieg zu gehen. Die Frau muß nicht allein den Haushalt und die Erziehung der Kinder besorgen, sondern hat alle Hausgeräthe, Töpfe, Körbe, Kleider zu verfer tigen, sie muß sogar die Hütte bauen, Brennholz holen, den Acker bestel len, das Getreide einerndten. Die Hütten haben eine halbkngelförmige Gestalt, acht bis neun Fuß im Durchmesser und sind selten so hoch, daß ein Mann aufrecht darin stehen kann. Man schläft auf Binsenmatten, der Mantel dient zur Decke, sie liegen ausgestreckt, während die Hottentotten sich zusammenkugeln. Bei den Hütten sind umzäunte Plätze, um das Vieh des Nachts dort einzu treiben. Sie haben nur Heerden von Rindvieh und richten die Ochsen zum Reiten ab. Ihre Hauptnahrung ist Kuhmilch, theils frisch, theils sauer, auch essen sie Molken und Käse. Sie bereiten sich Butter durch häufiges Schütteln der Milch in ledernen Schläuchen, gebrauchen dieselbe aber nur zum Einschmieren der Haut. Geschlachtet wird Rindvieh selten, Fleisch liefert ihnen die Jagd. Zum Schutz ihrer Heerden halten sie Hunde, die nicht zur Jagd gebraucht werden. Beim Säen des Getreides werden nur die Körner in das Gras ge worfen und eingestampft. Man baut eine Art Hirse, Holeus Gatkroruw, Buchweizen und Wassermelonen. Landeigenthum hat keiner, jeder findet leicht einen Platz zur Aussaat. Die Hirse wird entweder mit Milch