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Die Bosjemanns. Fabeln über dieselben. 561 Eidechsen, Heuschrecken rc., welche letzteren einen nicht unbedeutenden Theil der Nahrungsmittel der Buschmänner liefern. So wie man in früheren Zeiten von den riesengroßen Patagoniern sprach, so erzählte man von den zwerghaften Buschmännern, die kaum vier Fuß hoch sein sollten. Eine solche Schilderung, dem Jahre 1824 angehörig, lautet wie folgt: „Die Bosjemanns sind kaum vier Fuß hoch, die Farbe ihrer Haut läßt sich nur an wenigen Stellen erkennen, da ein dicker Ueberzug von Asche und Fett, wie eine Rinde, das Gesicht und die mageren Hände bedeckt; nur unter den Augen, die von dem Rauch, in dem sie sitzen, oft thronen, erblickt man die eigenthümliche gelbliche Farbe. Ein wilder, scheuer, unsicherer Blick und wollüstig schlaffe, doch listige Gesichtszüge unterscheiden die Miene der Bosjemanns auffallend von der gutmüthigen Physiognomie der Hottentotten. Bei den bejahrten Leuten findet man oft, daß sie die Augen so weit zuhalten, daß vom Augapfel nichts zu sehen ist und sie nur eben durchblicken können. Das allgemeine Kennzeichen der Hottentotten, die breite, platte Nase, die zwischen den Augen sich fast gänz lich verflacht, und die breit hervorragenden Wangenknochen werden bei der Magerkeit der Bosjemanns doppelt bemerkbar. Die höheren Sinnes werkzeuge sind von besonderer Schärfe, da sie dieselben täglich üben, die niederen hingegen sind schwach und man sollte beinahe glauben, sie hätten weder Geruch, noch Geschmack oder Gefühl. Die Männer sind noch schön gegen die Frauen, die schlaff herabhängenden, langen Brüste und des unmäßig dicke, weit unter dem hohlen Rücken vorstehende Hintertheil, in welchem sich, wie bei den afrikanischen Schafen, alles Fett des Körpers gesammelt zu haben scheint, machen sie zu wahren Scheusalen. Die Kin der sind so unförmlich dick, als die Alten unförmlich mager und überaus häßlich." Beinahe alles, was hier gesagt worden, ist unwahr, die Leute sind nicht kleiner als die anderen Schwarzen, die Frauen an gewissen Theilen nicht dicker als andere Schwarze u. s. f., aber die Buschmänner sind ein räuberisches Volk, welches den Holländern stets sehr gefährlich war und deshalb haben sie ihnen alle möglichen übelen Kennzeichen angehängt. Man erzählt unter anderm, daß sie nicht im geselligen Verein lebten, dem widersprechen schon ihre stets in großen Horden unternommenen Raubzüge; es soll keiner vor dem andern ein Ansehn haben, dies ist wieder unrichtig, denn jederzeit haben sie bei ihren Zügen Führer, deren Befehlen sie unbe dingt gehorchen; die Familienbande sollen durch kein Gesetz geheiligt sein, dies ist allerdings wahr, wenn man unter „Gesetz" den Sachsenspiegel oder den Schwabenspiegel meint, geschriebene Gesetzbücher haben sie nicht,