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Theuere Preise. 557 bauen und ihre Heerden tödten würden, so würden all' ihre Eltern und Voreltern aus ihren Gräbern anfstehen und die bleichen Barbaren verjagen, sie aber würden ungestört in den Besitz alles dessen kommen, was die Weißen zurückgclassen, nämlich ihre Häuser, ihre Schätze, ihr Vieh und endlich auch ihre Frauen und Töchter. Die thörichtcn Menschen haben diesem Gewäsche Glauben geschenkt, nicht mehr Getreide gesäet, ihr Vieh geschlachtet und befinden sich in Folge dessen in Verzweiflung und Hungersnoth, was sie dann zur Räuberei treibt. Der Aufenthalt in der Capstadt mag für Engländer ziemlich angenehm sein, denn sie haben sich Alles nach ihrer in England selbst gewohnten Lebensweise eingerichtet, aber sie haben auch an Stelle der holländischen Gulden ihre Pfundnoten gesetzt, und in Folge dessen ist Alles so unbeschreib lich theuer, daß man mit 10,000 preußischen Thalern jährlich kaum im Stande sein würde, eine ganz einfache bürgerliche Haushaltung zu führen. Es ist hieran die Verschwendung der reichen Engländer sowohl Schuld, als der Mangel an Arbeitern, welche durchaus nicht das Genügende in Feld- und Gartenbau thun, so daß der Verbrauch weit über die Erzeugung geht und also unendlich Vieles von ziemlich fern her gebracht werden muß, was sich natürlich die Kolonisten gut bezahlen lassen. Für einen Schilling (d. h. 10 Sgr.) bekommt man vier Eier, ein Blumenkohlkopf kostet drei Schilling, ein Hahn sechs n. s. f. Man sollte sich beinahe wundern, daß man Constantia-Wein in Berlin zu dem Preise von 1^—2 Thl. bekommen kann, da eine Traube dieses Weines am Cap selbst mit einem Schilling bezahlt wird, und noch dazu sollen die nächsten Inseln, St. Helena, Ascen sion, Maurice und die nahe gelegenen morgenländischen Höfe auf der West küste vom Cap her mit Lebensmitteln versorgt werden. Da cs an Leuten fehlt, so bemüht man sich den Strom der Auswan derer hierher zu lenken, doch wohl so lange noch vergeblich, als Kalifornien und Australien größeres Glück und in kürzerer Zeit versprechen, als die Capkolonie gewähren kann. Es vermehrt sich allerdings die Zahl der Einwohner alljährlich, aber nicht bedeutend genug, um auch nur einiger maßen bemerkbar zu werden. Die Urbewohner dieses Landstriches sind die Hottentotten und die Kaffern, ein nördlich vom Cap wohnender Stamm wird Bosjemanns oder Buschmänner genannt, in der Regel zählt man jedoch den Kaffern- stamm nicht zu dem Gebiete der Kolonie, wiewohl er jedenfalls zu dem Gebiete der südlichen gemäßigten Zone gehören. Die ursprünglichen Bewohner jener Gegend, in welcher die Holländer sich niedergelassen, waren die Hottentotten; sie sollen ein friedliches, harm loses Hirtenvolk gewesen sein, sie sind jetzt zum großen Theil vertrieben