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nicht dann und wann ihnen einigen Schrecken einjagcn, so dürften sie wohl schwerlich ans Erden ihresgleichen finden in Ruhe und Wohlleben und überhaupt in allen Annehmlichkeiten des Daseins. In jenen Höhen, unter einer klimatischen Lage, welche einen ewigen Frühling hcrvorrnft, unter einem ewig heiteren Himmel, weder von der sengenden Sonne belästigt, welche hier durch die erhabene Lage über dem Meere in ihrer Wirkung sehr gemildert wird, noch von den Widerwärtig ketten des Winters leidend, fühlen sie keine jener Unbequemlichkeiten, mit denen wir den Menschen heimgesucht finden beinahe ans der ganzen Erde. Im höchsten Grade abstechend von einer so glücklichen physischen Beschaffenheit ihres Wohnsitzes ist jener der Bewohner der Südspitze von Amerika. Man dankt die Entdeckung dieser südlichsten Thcile der neuen Welt den Versuchen Ferdinand Magellan's, einen südlichen Weg um Amerika herum zu finden und, von Osten nach Westen reisend, Indien wirklich zu erreichen. Dieser berühmte Seefahrer gelangte dabei in jene eigenthümlich verwickelte Straße, welche noch heutigen Tages seinen Namen führt. Ein rauhes Land, schwarze Felsen starren dem Nahenden entgegen, Schnee bedeckt während dreier Viertheile des Jahres, wenn nicht den Boden, so wenig stens die Höhen. Es ist ein Irrthum, wenn man sich vorstellt, dieses Land gehöre schon der Polarzone an und es habe jene traurigen und ent setzlich langen Nächte und vielleicht eben so unangenehm langen Tage, wie wir sie aus den ersten Lieferungen dieses Buches kennen gelernt haben. Der südlichste Theil von Südamerika liegt nicht weiter vom Aequator ent fernt als Berlin, wir finden mithin dort dieselben Tages- und Nachtlängen, wie sie der Küste der Ostsee entsprechen, allein die viel größere Wasser Masse auf der Südhälfte der Erdkugel bringt eine so eigenthümlichc Ab gleichung der verschiedenen Temperatur-Extreme hervor, daß weder heiße Sommer noch kalte Winter dort zu finden sind. Wie schon in England die Sommerwärmc nicht mehr ausrcicht, um eine Traube zur Reife zu bringen, wie aber doch auch dort die Wintcrkälte nicht hindert, daß Myrthe und Lorbeer in den Parks der reichen Leute frei stehen, ohne allen Schutz gedeihen, so auch dort, wo eine mannichfaltige Vegetation beweist, daß es viele Pflanzen giebt, denen dieses Klima vollständig znsagt, indessen eben dieselben zu uns verpflanzt, — man sollte doch meinen in ein bei weitem glücklicheres Klima — keineswegs so üppig gedeihen, als der Gärtner, welcher allerdings von diesen Erfahrungen nichts weiß, glauben möchte. Die Fnchsia z. B., eine jener schönen Pflanzen, aus denen die Garten kunst unzählige Varietäten gezogen hat, stammt dort her, bedarf dort keines Schutzes gegen die Kälte, würde jedoch einen Winter, wie ihn die