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Pehuenchen, Gebirgsräuber. 545 seiner Hut ist, die Thür verschließt und die sein Gehöft bildenden Palli- saden so fest macht, daß sie nicht dem ersten Angriff weichen. Auch die Karavane, welche den Erzbischof nach San Jago geleitete, sollte diesem Schicksal unterliegen, was man damals allerdings nicht wußte, aber später erfuhr. Diese Leute, nicht ganz gut unterrichtet durch ihre Spione in den Städten, hatten sich versammelt, um die Karavane zu plündern und sie hatten sich nur in der Zeit, in welcher dieselbe bei ihnen vorbeikommen sollte, geirrt. Nur der Aufenthalt in Buenos AhreS hatte sie vor dem Ueberfall geschützt. Eine andere Karavane, welche drei Tage früher die selbe Reise antrat, wurde angegriffen und zwanzig unglückliche Leute wur den auf die grausamste Weise ermordet, ein Letzter, schwer verwundet, ver barg sich unter drei anderen Leichen und entging so dem Tode. Diese Leute, welche so grausam die Wüste mit Blut begießen, sind viel furchtbarer als ihre Verwandten in der Aequatorialgegend oder in Nordamerika. In einem Augenblick brechen sie ihre Lederzelte ab und eilen in ungemessene Fernen, wo man ihnen nicht nachzueilen vermag und eben so erscheinen sie nach einem nicht gesehenen und nicht geahnten Nacht- Marsch urplötzlich irgend wo an einem bewohnten Orte, um Beute zu machen. Sie sind nicht eigentlich in den Pampas, woselbst man sie PnelcheS und Pehnenches nennt, sondern sie sind in den Gebirgen, so in der argenti nischen Republik Correrias und in Chile, wo man sie Malons nennt, zu Hause; sie erscheinen plötzlich, plündern ein Dorf, verursachen ein gräu liches Blutbad, von den grausamsten Verhöhnungen der Unglücklichen be gleitet; sie heben mit ihrer mächtigen Lanze und vermöge einer unglaub lichen Kraft und Gewandtheit einen durchbohrten Menschen hoch empor und schwingen ihn ein paar mal über dem Kopf, um sich von seinem Blute begießen zu lassen oder sie schleudern ihre faustgroßen Kugeln, an einem Riemen befestigt, den Unglücklichen, die sich vertheidigen wollen, mit solcher Gewalt gegen den Kopf, daß dieser sofort zerschmettert ist und eine der Kugeln sich darin begräbt, oder sie schlitzen einem anderen mit ihrem scharfen, langen Messer den Leib von unten bis oben auf und entweichen dann mit der Beute in die fernen Wildnisse. Wir wollen hoffen, daß die Triumphe dieser Barbaren ihrem Ende nahe sind, denn sowohl von dem Gebirge her als vom Meere aus rücken ihnen die Ansiedler immer näher, welche in gemauerten Häusern und mit hinlänglichen Waffen versehen, nicht nur ihnen Widerstand zu leisten ver mögen, sondern auch ihr Territorium mit jedem Jahre verkleinern. Nähert man sich den Bergen, so beginnt der Pflanzenwuchs höher zu werden und er wird dadurch unbequem, daß er die an sich kaum sichtbaren