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Reisen in den Pampas. 543 Giovanni Mastai, welcher im Jahre 1823 als Erzbischof und päpstlicher Legat noch Chile geschickt wurde und den Weg durch die Pampas nahm. Der jetzige Name dieses Geistlichen ist kio novo, Pius IX., derzeitiger Papst. Zu San Pedro, nur drei Tagereisen von Buenos Ayres, wohnte der fromme Reisende in einem kleinen Hüttchen, von welchem einer seiner Begleiter, der Abbe Sallusti, sagt, sie sei eine wahre Behausung für einen Astronomen, ein Observatorium, in welchem man, ohne sein Bett zu ver lassen, die Sterne beobachten könne. Der Bewohner war ein solcher Post beamte, an die Schwelle der civilisirten Welt verpflanzt als einsame Schildwacht. In dieser Hütte sah man von den Balken herabhängend an Riemen, die aus Thierhäuten geschnitten waren, grob gesägte und nicht behobelte Bretter, auf denen das Fleisch der vor drei Tagen getödteten Thiere, der Mais, alter Käse und die Häute zum Trocknen hingelegt waren, was alles zusammen einen Geruch verbreitete, den man in den Straßen von Neapel und Rom unzweifelhaft nicht besser finden konnte. Die Reisenden waren glücklich, als sie am folgenden Morgen die Zu flucht verlassen durften und doch befanden sie sich an dem Flusse Parana, der mit dem Praguah eine der beiden Grenzen des berühmten südameri kanischen Mesopotamiens bildet, des Zwischenflußlandes vom Paraguay und Uruguay eingeschlossen, welches an Fruchtbarkeit nicht nur das jetzige Nie derungsland in Persien, sondern auch das alte biblische weit hinter sich läßt und welches über 6000 Quadratmeilen umfaßt. Jener Ort, an welchem der jetzige Papst damals übernachtete, ist allerdings unterdessen zu einer Stadt herangewachsen, wo aber nicht eine so glückliche Lage die Vergrößerung begünstigt, sind die Hütten noch ganz von der alten Art und die Lebensart auch, die Leute kennen oder haben wenigstens kein größeres Gluck, als die Ruhe auf einem Lager, welches nicht viel schlechter ist, als ein gewöhnlicher Bretterboden, nämlich auf einer steinhart getrockneten, über vier Pfählen gespannten Rindshaut; das vertritt ihnen Theater und Concert, Promenade und Ball, und ihre Tafelfreuden — Maiskörner und trockenes Rindsfleisch, dürften auch nicht übermäßig groß sein. Weiter nach dem Innern, wo man nicht mehr, durch die Flüsse be günstigt, Holz zum Bau der Häuser verwenden kann, ist man genöthigt, dieselben von getrocknetem Lehm aufzuführen, was überhaupt das bei wei tem Zweckmäßigere scheint, indem es die Feuersgefahr ausschließt und gegen die in den Pampas umherstreifenden Wilden auch viel größeren Schutz ge währt. Bon diesen haben die Posthalter Alles zu fürchten, sie sind daher stets mit Feuergewehren reichlich versehen. Ein Ort führt den Namen Desmochadoö, d. h. die Verstümmelten; er dankt denselben schrecklichen Ereignissen, welche leider sich täglich wiederholen.