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538 Die südlichen Grasfluren oder Pampas. Die Vignette dieses Abschnitts giebt eine allgemeine Uebersicht dcrsel ben, eine Karavane von sechs mit Rindern bespannten Wagen durchzieht die Pampas, die männliche Begleitung ist zu Pferde, nur ein Mann sitzt auf jedem Karrn, um die überaus lange Ängelruthe zu regieren, mittelst deren die vorderen Rinder an ihre Pflicht, einen raschen Schritt einzuhalten, erinnert werden. Die Karren sind durchweg zweirädrig und von der plumpesten Bauart, doch giebt es in diesen unwegsamen Gegenden, in denen man nicht gerade fahren kann, durch welche keine Chaussee führt, kein anderes Mittel des Fortkommens. Die Pampas sind Grasflurcn, welche sich vom atlantischen Ocean bis zu dem Gebirge der Andes von Chile erstrecken, ein paar der mächtigsten Ströme durcheilen dieselben, der Rio de la Plata mißt fünf deutsche Mci len Breite und man sieht von einem Ufer nicht bis ans das andere, da der Bogen, den die Erde macht, schon zu groß ist, um überschaut zu wer den. Allerdings könnte man Thürme sehen oder würde man von dem Mastbaume eines Schiffes, welches an einem Ufer liegt, das andere Ufcr erblicken können, immerhin ist ein fließendes Wasser von fünf Meilen Breite etwas so Ungeheures, daß die Entdecker dieses Stromes denselben für cm in Strömung begriffenes Meer, für eine Straße, welche den atlantischen und stillen Ocean verbindet, gehalten haben. Diese riesige Breite hört jedoch bald auf, wenn man weiter in das Land dringt, da seine mächtigsten Zuflüsse, der Paragnah und der Uruguay, nicht weit von der Mündung des.la Plata ihre Wellen mit den seinigen vereinen und dadurch so mächtig anschwellen. Diese Pampas sind der Wohnsitz zahlloser Rinderheerden, welche vo» Europa hierher verpflanzt worden sind. Die wenigen Exemplare, welche man hierher brachte, so wie die Pferde, welche hier verwilderten, haben sich in der Art vermehrt, daß keiner der Heerdenbesitzcr weiß, wie viele der Thiere er nur annäherungsweise hat. Gerade wie in der Gegend vo» Californien, welche wir so eben verlassen haben, ist auch hier der Land besitz ein ungeheuer ausgedehnter und nur dadurch werthvoll, daß Pferde und Rinder in unglaublicher Menge darauf wandeln. Mancher Heerde» besitzer bringt jährlich 50,000 Felle nach Buenos Ayres, die Rinder haben also hier noch immer keinen anderen Werth, als den ihr Fell darstellt, zwar wird auch das getrocknete Fleisch der Rinder nach der Hauptstadt gebracht, allein dies ist ein zu unbedeutender Handelsartikel. Die einzige große Stadt, welche wir eben genannt haben, wird reichlich versehen von der nächsten Umgebung her und das 6nr»o ssooo ist nur ein Nahrungs mittel des ärmeren Volkes und der Guauchos, derjenigen halbwilden Spa nier, welche beinahe ihr ganzes Leben auf den Pferden zubringcn und