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Das Goldgraben in Talifornien. 535 ein letztes Viertel findet doch seine Arbeit reichlich belohnt und es kommt zuletzt nur darauf an, mit den gewonnenen Goldlasten, die sich natür lich auf mehrere Centner belaufen müssen, wenn es der Mühe lohnen soll, nach Europa zurückzukehren — es kommt nun darauf an, mit die sem Golde San Francisco zu erreichen. Das aber ist allerdings nicht leicht, denn der Weg ist immer von mexikanischen Räubern besetzt, deren Geschäft vorzugsweise darin besteht, die heimkehrenden Goldsucher zu plün dern. Da wird denn der berühmte und berüchtigte Lasso geschwungen und dem armen Schlachtopfer um den Hals geworfen, in einem Augenblick ist er vom Pferde gerissen, die Kehle ist ihm zugeschuürt, so daß er kei nen Laut von sich geben kann, ein tiefer Stich mit dem Bowimesser macht seinem Leben ein Ende und der Räuber nimmt die beladenen Maul- thiere mit sich. Dies weiß ein Jeder, darum reist man nur in zahlreichen Karavanen und nur bis an die Zähne gewaffnet, reist nur am Tage und campirt ans völlig baumlosen Ebenen, damit nicht irgend wo in Busch und Wald im verrätherischen Versteck Feinde lauern können. Schildwachen werden natür lich ausgestellt und während der ganzen Nacht wird ein Jeder ferngehalten und wer trotz des Anrufens sich naht, wird mitleidslos niedergeschossen. Auf solche Weise kann man allenfalls nach San Francisco gelangen und wer nun sogleich ein Schiff zur Heimreise findet und nicht etwa in Er wartung desselben in die Spielhäuser geräth, um das gewonnene Gold zu verdoppeln, — da es dann natürlich sich in die Hände der Banquiers ver läuft, wie ein Bächlein im Sande verrinnt — der kann mit leidlichem Golde nach seiner Heimath gelangen. Das Goldsuchcn ist ein wirkliches Lotteriespiel, oft arbeiten die Leute monatelang auf die schwerste Weise, immer tief gebückt im Wasser stehend, das Gestein und Gerölle auf der Waschmulde, mit derselben Wasser schöpfend, schwenkend und das leichtere Gestein fortschüttend, bis sich die Menge der Erde immer mehr verringert und zuletzt ein paar Goldkörnchen übrig bleiben oder auch nicht, worauf denn die Arbeit von neuem begonnen werden muß mit einer anderen Mulde voll und so kann es monatelang sortgehen, ohne daß der Arbeiter mehr als eine halbe Unze des Tages gewinnt, was er auch reichlich für seinen Lebensunterhalt braucht, denn wie in San Francisco ein viertel Dollar die kleinste Münze, so ist in den Golddistrikten ein ganzer Dollar das Geringste, um welches man ein Brod, einen Trunk Milch, ein Stück Fleisch erhalten kann. Es ist ein von den Leuten selbst aufrecht erhaltenes Herkommen, daß Niemand die Grube eines Anderen betreten darf. Ein darin zurückgclasse- ner Spaten oder eine Hacke sind die Kennzeichen, daß die nicht bearbeitete