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Freiheit der großen Republik. 519 So geht es herab und herauf und keinem Amerikaner fällt es ein, dieses für albern und kriechend von einem oder für unverschämt von dem andern zu halten; der reiche Mann geht nur mit Seinesgleichen um und würde sich entehrt fühlt, zu einem weniger Reichen zu gehen, aber er fühlt sich beglückt, wenn der über ihm Stehende, noch Reichere ihn in seine Ge sellschaft einladet, ohne in seiner Demuth, „in seines Nichts durchbohren dem Gefühle" zu erwarten, daß derselbe auch einmal ihn mit seiner Ge sellschaft beglücken soll. Ein solches Berlangen würde ihn für immer von der Gesellschaft der viel Höheren ausschlicßen. Man möchte wohl fragen, wo da die republikanische Gleichheit steckt; aber was dem Lande der Frei heit wohl die größte Schande macht, ist die noch bestehende Sklaverei in der Hälfte der Staaten der Union. Es ist allerdings eine Lebensfrage für die südlichen Staaten der Union, sie können ohne Neger nicht bestehen, ihre Baumwollen-, ihre Kaffee- und Zuckerpflanzungen können nicht von Arbeitern europäischer Ab kunft bewirthschaftet werden; aber wer heißt sie denn Zucker und Reis bauen? Wir wollen auch zugeben, daß wir ohne westindische Baumwolle, Reis und Zucker leben können, welche wir ja auch nicht gehabt haben vor der Entdeckung von Amerika und daß, so lange wir diese Produkte selbst kau fen, wir trotz allen Geredes gegen die Sklaverei diese doch in der That unterstützen, denn diese uns angenehmen Produkte können ohne Sklaven nicht herbeigeschasft werden. Aber einen viel größeren Schimpf als die Sklavenhalter laden die nördlichen Staaten der Union auf sich, indem sie fortwährend den süd lichen, den Sklavenstaaten ihre Schändlichkeit vorwerfen, täglich von den Menschenrechten reden, welche jene beeinträchtigen, und doch den Skla ven selbst — d. h. den Farbigen überhaupt, keine Menschenrechte einränmen. England hat die Sklaverei abgeschafft und erklärt einen jeden ehema ligen Sklaven in dem Augenblicke für frei, wo er engländisches Gebiet betritt; wenn ein entlaufener Sklave nach Kanada kommt, so ist er dadurch von selbst frei. Wir in unserm despotisch regierten und von den Amerikanern so tief verabscheuten Staate haben das Beispiel geliefert, daß wir die Menschen rechte wohl anzuerkenncu wissen, bei uns giebt es keine Sklaverei. Ein Arzt kam aus Brasilien hierher zurück und brachte einen dort gekauften Sklaven mit. Der Sklave hörte, daß es hier dergleichen Leute nicht gäbe und verließ seinen Herrn; dieser nahm die Gerichte in Anspruch. Diesel ben erklärten: ihn im Besitz seines Eigeuthums jeder Art zu schützen, sei allerdings ihre Pflicht, aber Menschen gehörten nicht zum Eigenthum irgend Jemandes, Menschen könnten nicht einander angehören, folglich sei