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492 Raubgethier in Nordamerika. geführt zwischen den Thieren, cs genügt nicht, daß die fleischfressenden solche angreifen, von denen sie leben, auf die sie angewiesen sind, daß der Wolf mithin dem kleineren Wilde, der Fuchs dem Hasen und dem Ka ninchen nachstellt oder daß die größeren Raubthiere heerdenweise über einen Büffel herfallen, bis sie ihn, aus tausend Wunden blutend, vor sich liegen haben, auch die Raubthiere selbst bekämpfen sich unter einander und die Pflanzenfresser machen es eben so. Es scheint ein eigener Zornesmuth in allen diesen Thieren zu stecken, die Büffel gehen zwar in Heerden fried lich neben einander, wenn aber zwei einzelne Büffel einander begegnen, so kämpfen sie so lange, bis der eine ein Horn verloren hat, sich also wehr los fühlt und flieht oder bis er wirklich besiegt, den Stößen seines Fein des erliegt. Die Hirsche kämpfen in der Wildniß nicht blos zur Brunst zeit, sondern sie gehen mit gesenktem Geweih ans einander los und schlagen sich und stoßen sich, bis sie mit den Geweihen verwickelt sind, nicht mehr aus einander können und so bei lebendigem Leibe von den Wölfen zerissen werden, oder wenigstens bis einer von beiden oder auch beide schwer ver wundet sind und den Kampf aufgeben. Auch in der Luft findet ein ähnliches Streiten und Kämpfen der Thiere mit einander statt. Falken und Adler von großer Mächtigkeit stür zen auf den Schwan, welcher durch die Lüfte segelt, herab, hacken ihm die Augen aus und zerreißen ihn, lassen ihn liegen, nachdem sie sich von ihm gesättigt haben, bis ein mitleidiger Fuchs kommt, der seinen Leiden ein Ende macht, indem er sich den Magen füllt. Der Fischadler streicht über das Meer und sobald er einen Fisch an der Oberfläche des Wassers sieht, stürzt er auf denselben herab, ergreift ihn mit den Fängen und führt ihn fort, um ihn am Lande zu verzehren; aber der weißköpfige Adler, obwohl kleiner als der erstgedachte, ist doch muthiger und stärker und da er nicht so geschickt ist im Fangen der Fische, wohl aber eine gewisse Zärtlichkeit für dieselben fühlt, so stürzt er sich auf den Fischadler, schlägt mit Schnabel und Fän gen nach ihm, der sich nicht wehren kann, da er durch die Last seines Rau bes gehemmt ist, und wenn er endlich diesen fallen läßt, so fährt der weißköpfige Adler darauf zu, saßt den Fisch, bevor er das Wasser berührt, und enteilt unverfolgt, denn der Fischadler fürchtet ihn. Das Bildchen auf der folgenden Seite stellt eine derartige Scene des Fischfanges dar. Viele jener bergigen Gegenden werden von einem bräunlich gestreiften Murmelthiere bewohnt, auf dieses macht eine Eule Jagd. Mit lautlosem Fluge, mit gänzlich unhörbarem Flügelschlage zieht diese Eule in der Nähe des Bodens hin, ihr bei Tage zwar blödes, bei Nacht aber sehr scharfes Auge entdeckt das Murmelthier, welches, Nahrung suchend, ausgegangen