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Norwegen. Baumwnchs. 485 Von Kleinasien nach der Käste des südlichen Frankreichs, so mußten sie entweder längs des adriatischen Meeres und um Italien herum oder sie mußten längs der Küste von Afrika und von Spanien fahren, denn die Küste aus den Augen verlieren hieß eigentlich verloren sein. Jene kühnen nordischen Seefahrer lehrten die Menschheit den Ocean besiegen und wenn auch manches schöne Schiff nntergegangcn sein mag mit Mann und Maus, so ist doch unzweifelhaft, daß sie durch ihre weit ge streckten Fahrten die Kenntniß und den Gesichtskreis der Menschen um ein Gewaltiges erweiterten. Noch jetzt sieht man ihren hochgewachsencn, überaus kräftigen Nach kommen den Muth an, welcher ihre Vorfahren zu so kühnen Thaten an spornte. Zwar waren jene sogenannten Seekönige eigentlich nichts weiter als Seeräuber, es wäre daher sehr zu bedauern, wenn die Norweger auch diese Erbschaft angetreten hätten; das ist jedoch keineswegs der Fall, man reist zwischen ihren Klippen, Fjorden und Schweren so sicher, wie man irgend wo mitten im civilisirten Deutschland auf einem Flusse reisen würde, man besucht ihre Berge, so weit die Straßen es gestatten, man besucht auch die unwegsamen Theile des Gebirges mit einer so großen Sicherheit, wie man die Straßen irgend einer kleinen deutschen Stadt begeht und wenn der ganz vereinsamte Wanderer hinter sich einen Mann wahrnimmt, der ihin nacheilt, so möge er gar nicht fürchten, irgend einem Unfall ausgesetzt zu werden, entweder der Nahende möchte in seiner Ge sellschaft reisen oder er bringt ihm vielleicht seine Geldtasche, seine Brief tasche nach, die er im vorigen Nachtquartier vergessen hat, und wahrlich, ihm wird nichts daran fehlen, denn die Leute sind so ehrlich als sie tapfer sind. Norwegen bietet auf seinen Höhen bis zu einer gewissen Breite das Prächtigste Schiffsbanholz dar, weiter nördlich werden die Bäume ganz eigenthümlich krumm, sie geben alsdann zwar nicht mehr so lange und schlanke Stämme, aber sie geben ein wcrthvolleres Produkt, das sogenannte Krummholz oder Knieholz, welches für die Rippen des Schiffes von gro ßem Werthe ist, weil es nicht so leicht bricht, als gerade gewachsenes Holz, das seine erforderliche Krümmung durch die Säge erlangt hat. Auf den Höhen findet sich ein äußerst reichliches und nahrhaftes Futter für den ziemlich zahlreichen Viehstand, näher dem Meere zu wird jedes Fleckchen Erde als Garten oder als Getreidefeld benutzt, doch ist es niemals ausreichend für den Bedarf des Landes, es wird jederzeit eine reichliche Zufuhr entweder von Schweden her oder zur See von den reich licher damit gesegneten Ländern gebraucht. Einen Theil der thierischen Bevölkerung kennen wir bereits, hoch im