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484 Norwegen. Die Schifffahrt. die Atmosphäre und der Boden von dem darin enthalten gewesenen Wasser befreit würde, dieses Wasser doch nur fünf Zoll hoch stehen würde. Es ist wirklich so, dieses ist das Resultat hundertjähriger Forschungen über den Inhalt der Atmosphäre an Wasserdampf, daß mm doch fünfmal so viel, ja in Norwegen an mehreren Punkten zwanzigmal so viel, auf einigen Stellen des Australoceans, z. B. im südlichen Theile von Nein Holland, zweihundert Zoll hoch Wasser fallen kann, das rührt nur davon her, daß das niedergeschlagene Wasser sogleich da, wo es die Erde benetzt, sich zum Theil wieder in Dämpfe verwandelt und anfsteigt, um abermals fallendem Thau, Nebel oder Regen Nahrung zu geben. So kommt es, daß die Atmosphäre (wie ein recht eifriger Wucherer sein Kapital im Jahre fünfmal, zehnmal, zwanzigmal umdreht und dadurch einen Erwerb erzielt, der ihm viel Geld und das Zuchthaus einbringt) dem Erdboden und dem Luftraum eine Fülle von Feuchtigkeit gewährt, von der man ohne dieses vielmalige Umkehren des Kapitals keine Ahnung haben dürfte. Auf beiden Seiten des mächtigen Gebirges, welches die ganze skandi navische Halbinsel von Norden nach Süden durchschreitet, wohnen zwei ver schiedene, Jahrhunderte lang einander sehr feindlich gesinnt gewesene Bien schenstämme, die Schweden und die Norweger, welche erst im zweiten Jahrzehnt» unseres Säculums unter ein Scepter gekommen sind. Die beiden Völkerschaften unterscheiden sich auffallend sowohl durch ihre körperlichen Formen, als auch durch ihre Beschäftigung. Die auf dem Ostabhange wohnenden Schweden sind Landbaner und Bergleute, die auf dem westlichen Abhange wohnenden Norweger sind meistentheils Jäger, Hirten, Fischer und gewaltig kühne Seefahrer. Ihre Geschichte ist reich an romantischen Sagen, sie scheinen in Europa die. Schifffahrt über das Meer zuerst ansgebildet zu haben, denn bis dahin, wo die mächtigen See- königc Schottland besuchten, Island und Grönland entdeckten, die Küsten des nördlichen Frankreichs hcimsnchten, sich in Sicilien und Byzanz ge fürchtet machten, hatte man nnr die Küsten befahren. Die milchigsten Segler der alten Welt, die Phönizier, fuhren noch in offenen Booten von Land zu Land, ruderten oder segelten stets im Angesichte der Küste und legten jeden Abend am Lande an. Einen guten Begriff von der ältesten Schiff fahrt giebt uns Homers berühmtes Gedicht „die Odyssee". Der Held derselben fährt von Troja zurück nach seiner Heimath, nach der Insel Jthaka, deren König er ist und auf dieser Reise bringt er, im mittellän dischen Meere nmherirrend, zehn volle Jahre zu. Ein neuerer Seefahrer lacht freilich hierüber, ihm ist das Mittelmeer nur ein^kleines Becken und seine Karte lehrt ihm jeden Punkt finden, auch wenn er denselben nicht sieht. Die Alten konnten das nicht, wollten sie von Tyrus nach Massilia,