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Wirkung der atmosphärischen Niederschläge. 483 Dämpfe in unendlicher Masse anssendet, fehlt es natürlich an Feuchtigkeit nicht, die vereinzelten Parks würden nicht gerade zu viel Feuchtigkeit an- ziehen, würden nicht starken Bächen und Flüssen Nahrung geben, allein vermöge der großen Feuchtigkeit der Luft und des außerordentlich wechseln den Temperaturzustandes dieser Luft fällt doch Feuchtigkeit aus der Atmo sphäre hernieder in so reichlicher Menge, daß der Ackerbau, daß der Wiesewuchs vielleicht nirgend unter glücklicheren Verhältnissen steht, da her konnte ein Reisender, aus Frankreich dorthin kommend, von dem immer diederkehrenden Regen geplagt, wohl ungeduldig ausrufen: „regnet es denn in diesem Lande immerfort?" worauf der Gefragte eben so mit Recht erwiederte: „o nein! es schneit auch bisweilen." Hiermit ist das Klima von England und Irland vollkommen charak- terisirt, aber dies hat auch zur Folge, daß Obst nicht gerade in bester Weise gezogen werden kann; was höchst dienlich ist für Gräser, sie mögen nun mehltragend sein oder durch ihr Laub Nahrnngsstoff darbieten, das ist nicht gerade günstig für Aepfel und Birnen. Im Süden von Irland fin det man Mhrthenbäume und Gebüsche aus Italien, findet man Erdbeer bäume, aus der Krim herübergebracht, in großer Ueppigkeit stehen, sie gedeihen scheinbar sehr gut, aber sie setzen weder Blüthen noch Früchte an, keil es ihnen an der Wärme zur Entwickelung derselben fehlt. Der süd westlichste Theil von England ist reich an Obst, es kommt jedoch nicht auf die Tafeln der Wohlhabenden, weil es geschmacklos ist, man verwendet es uur, um Eider daraus zu bereiten, ein schlechtes Ersatzmittel für den gänz lich fehlenden Wein, den man zwar zu Laubgängen, also als Zierpflanze benutzt, der jedoch nie Blüthen oder Früchte ansetzt. Das große schöne Land, welches wir unter dem Namen Skandinavien Msammenfassen und das von der Polarregion bis in die Mitte der gemäßigten Zone reicht, einen Flächenraum habend, welcher beinahe so groß ist, wie Frankreich und Spanien zusammengenommen, steht hinsichtlich des Klimas unter ähnlichen Verhältnissen, da aber zu der überreichlichen Feuchtigkeit und den sehr häufigen freiwilligen Niederschlägen aus der Atmosphäre auch Uoch die Bewaldung der Berge kommt, so ist der Wasserreichthum größer uis der irgend eines anderen Landes innerhalb der Grenzen der gemäßig- l?u Zone. Wir haben hier im mittleren Deutschland durchschnittlich eine Regenmenge von einigen zwanzig Zoll jährlich, das will sagen, wenn der Boden Deutschlands vollkommen eben wäre und kein Wasser dnrchließe uud das niedergefallene Wasser auch nicht verdunstete, so würde am Ende bes Jahres das Hasser beinahe zwei Fuß hoch die Erde bedecken. Man wird allerdings erwidern können, daß, wenn alle Feuchtigkeit aus der Atmosphäre auf einmal vollständig niedergeschlagen würde, so daß