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472 Das Doiiautiesland. Serbien. Albanien. zwischen Ungarn nnd Polen westwärts sich erstreckt und in Böhmen, Schle sien und Sachsen vielfältig verzweigt. Zwischen diesen beiden Gebirgen in dem Ticflande der Donau wohnt eine träge, halb türkische, halb slavische Bevölkerung unter dem entsetzlich sten Druck einer zweifelhaften, drei- oder vierfachen Herrschaft. Die Tür ken und die Russen so wie die Oesterreicher streiten sich darum, suchen sich mit List oder Gewalt geltend zu machen, spielen die grausamsten Jntri- guen und lassen dieselben unterstützen durch die eingeborenen Fürsten (welche so abscheuliche Tyrannen sind, als die, welchen sie dienen) oder durch eben so grausame und fanatische Priester, als die türkischen sind. Ein ewiger Streit zwischen griechischem Christenthum und Mohamedanismns läßt die Leute nicht zur Ruhe kommen und hat noch nichts beigetragen zur Gesit tung dieser fast ganz rohen Völker, deren äußerste Niedrigkeit sich gerade in der Behandlung der Frauen offenbart, indem diese als eine untergeordnete Art von Geschöpfen überall, selbst im Hause der Fürsten, Magd dienste verrichten. Die serbische, ihrem Manne christlich angetraute Gattin des Fürsten speist nicht mit dem Gebieter an einem Tische, sondern steht hinter ihm und bedient ihren Herrn, erst wenn er die Tafel verläßt, darf sie sich an den Ueberbleibseln sättigen. Der ganze Ranm zwischen der Donau und dem Archipel, Makedonien und Griechenland, jetzt unter viele Herren getheilt, hat sehr viel Gemein sames, vor allen Dingen aber in den grellen Kontrasten, welche dem Rei senden überall entgegentreten. Der stille verbissene Grimm der Gebirgs bewohner, theils Türken, theils Griechen, in ununterbrochenem wüthenden Vertilgungskriege gegen einander, ist dem Fremden auffällig, wo er sei» Auge hinwendet. Verläßt er die Berge, um nach Süden zu gehen, so sieht er wieder den lauernden, spitzbübischen Griechen mit dem ihn verach tende» und als unrein verabscheuenden Türken in Konflikt. „Die Türken sind in Europa gelagert", sagt Chateaubriand von ihnen und in der That cs giebt keinen wahreren Ausdruck als diesen, den» er malt vollständig die Sorglosigkeit, mit der das Volk alles um sich her verfallen sieht auf dem weiten Gebiete, dessen augenblickliche Inhaber, dessen Miether sie sind. Die Ruinen scheinen dem Fremden zuerst malerisch, dann fühlt er sich durch den Verfall gerührt und er erinnert sich an die Größe, von der die Ruinen sprechen, nnd zuletzt wird er böse und ungeduldig gestimmt und er fragt, warum es denn so sein müsse, warum man jene Barbaren, die vo» der abendländischen Civilisation noch nichts gelernt haben, als nach der Trommel exercieren, im Besitz des schönen Landes lasse. Warum? Es ist die Geschichte von dem Hunde des Robinson,