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460 Tänzerinnen. Berühmte Schönheiten. In Schainaki befindet sich eine Tänzerin, welche von den Russen Ba jadere genannt wird und den Namen Nhssa führt; diese gilt für die größte Schönheit der Erde oder galt wenigstens lange Zeit dafür; daß dieses lange Zeit gewesen, dürfte ein genügender Beweis sein, daß sie es nicht mehr ist. Wer reich genug ist, um diese Tänzerin zu bezahlen, läßt sie kommen lind entzückt sich und seine Gäste immer noch durch die lieber bleibsel der einst so großen Schönheit; gewöhnlich bringt dieselbe noch ein paar Tänzerinnen mit, deren Ruhm sich dann wohl später auch verbreiten wird, wenn sie wie die schöne Nhssa über die Zeit der Jugend hinaus sind. Jünglinge von vierzehn, wohl auch weniger Jahren werden nicht selten in Mädchenkleider gesteckt, man sucht sie aber zu diesem Behnfe so hübsch aus, daß sie keinen unangenehmen Eindruck machen, auch wenn inan weiß, daß es nicht Mädchen sind. Die Musik ist viel mehr lärmend als harmonisch, nur selten kann man einen melodischen Satz erkennen; nachdem der Spektakel einige Zeit gedauert hat, erhebt sich eine oder erheben sich mehrere Tänzerinnen und beginnen einen langsamen, kaum taktmäßig zu nennenden Marsch, bei wel chem die Arme mehr zu thun haben, als die Beine, da die Gestalten die ser Mädchen aber immer von großer Schönheit und Ueppigkeit sind, I» ist der Anblick jedenfalls ein sehr schöner, wenn er schon einen Europäer nicht gerade exaltiren kann. Wohl aber geschieht dieses mit den leicht be weglichen Orientalen; sobald sie warm werden, sobald ihre Augen die innere Lust verrathcn, welche ihnen der Anblick der schönen, wellenförmig geschwungenen Formen gewährt, so beginnen sie mit den Händen den Tab zu klatschen, dann erheben sich die Tänzerinnen zu lebhafteren Acußerunge» ihrer Kunst, sie eilen in dem Saal umher, bald da, bald dort vor einem Zuschauer stehen bleibend, um ihm Gelegenheit zu geben, ihre Reize Z» bewundern. Das Händeklatschen wird allgemein, der Takt desselben schnel ler, lebhafter, die Musiker machen einen unerhörten Lärm, die Tänzen» folgt mit den Bewegungen ihres Körpers dem beschleunigten Taktmaß »»^ sie strengt sich dabei so an, daß sie nach einiger Zeit auf die Kissen nieder sinkt vollkommen erschöpft und kaum im Stande, sich noch zu bewege», worauf der Beifall der Zuschauer in ein förmliches Toben ausbricht. Alles dieses ist allerdings etwas wild, aber keineswegs reizlos »»^ selbst der Europäer wird so hingerissen, daß er bei kaltem Blute sich w»»- dert, wie ein so einfacher Tanz ihn hat unterhalten und bis zu solche»' Grade aufregen können. Auf solche Scenen folgt gewöhnlich zur Abwechselung ein Abendmahl es werden köstliche eingemachte Früchte theils in Schalen von edeleM Metall, theils in solchen von Halbedelstein, wie Jarneol, Achat, Chrhs^