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452 Die heilige Stadt Baku. welche sich in der Nähe ergießen. Der Boden, auf welchem Baku erbaut ist, scheint ganz damit getränkt, wenn man irgend wo einen Stock in den Erdboden stößt, nur ein paar Fuß tief, ihn dann herauszieht und ein Licht der Mündung nähert, so hat man sofort eine sehr hell leuchtende Gas flamme. Das Pflanzenwuchs um Baku ist daher auch so gut wie Null, nicht sowohl weil der Boden unfruchtbar ist, als weil er durch unterirdi sches Feuer so stark erhitzt wird, daß die Pflanzen, welche noch überdies kein Wasser haben, nothwendiger Weise vergehen müssen. Ein Garten ist daher in der Umgegend von Baku ein Gegenstand des fürstlichen Luxus. Die Stadt ist von einer dreifachen Mauer umgürtet, welche gleich denen der übrigen befestigten Städte creuelirt und mit Thürmen versehen sind. Das Palais des Khan, die Moscheen und Minarets, alle sehr alt und von dunkler Färbung, heben sich düster ab von den neuen Gebäuden der Stadt, welche sämmtlich mit Kalk beworfen und geweißt sind. Baku hat ganz seine persische Physiognomie behalten, trotz dessen, daß die Russen dort ein sehr strenges Regiment führen. Die Denkmäler der uralten Civilisation stehen noch, die Bildhauerarbeiten an dem Palaste der Khane sind noch unzerstört, das prächtige Hauptthor dieses Bauwerkes ist ein wahres Meisterstück der Architektur. Auf den Bergen findet man ein altes Karavanserai, dessen Capitäler von einer bewunderungswürdig schönen Zeichnung sind, die Moscheen und Minarets sind mit Arabesken von großer Eleganz verziert. Aber neben dieser alten fest gemauerten Stadt hat sich eine neue erhoben, welche ganz ans Holz gebaut ist, die Schifferstadt, denn Baku ist der berühmteste Hafen des kaspischcn Meeres. Zu allen Zeiten galt Baku als die heilige Stadt der Parse», drei Meilen von derselben ist das berühmte Heiligthum Atesch Gah, der Tempel, wo das ewige Feuer brennt (s. S. 255), der Priester sind jetzt nur drei, und sie sind von Delhi gekommen, denn in Persien selbst findet man kaum noch Priester dieser Religion. Verfolgt durch die Mohamedaner seit dem Jahre 655 nach Christi Geburt, haben sie sich zerstreut, weil sie dergestalt ge haßt und verabscheut wurden, daß man sie ungestraft tödten konnte, wo man ihrer ansichtig wurde. Ihr Verbrechen war, daß sic die friedlichsten und liebevollsten Menschen waren, daß sie Niemanden etwas zu Leide tha- ten, daß sie nur von Pflanzenkost lebten, daß sie nicht so blutdürstig und so kampfeswüthig waren, wie ihre Verfolger, die Bekenner des Islam. Seit Rußland im Besitz der heiligen Stadt ist, leben sie dort unter dem Schutz des großen Padischah des Nordens friedlich und fleißig und dürfen nicht mehr verfolgt oder verspottet werden, was selbst ihre grim migsten Feinde, die Mohamedaner, nicht mehr wagen. In unserer Zeichnung sehen wir eine Weihe vollzogen, durch welche