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448 Die große Mauer des Kaukasus. Wäre, ergießt doch seine Gewässer in die Steppe, bevor er in den Ma- nytch gelangt. Ans den Rath eines kalmückischen Priesters, welcher die Gesellschaft begleitete, ging man den Kala Uß hinauf, welcher sich ungefähr zwei Mei len oberhalb der Aufnahme der Expedition südwärts wendet. Die Leute und die Kähne erreichten von hier aus über Land den Manhtch, welchen man kaum in einer halben Meile Entfernung an der Stelle traf, wo die Straße von Astrachan nach Stauropol ihn berührt; von hier aus gelangte man am 24. Mai nach Rostow am Don. Während die Expedition unterwegs war, wurden am kaspischcn Meere fortwährend Messungen über den Stand des Wassers im Flusse und den Kanälen angestellt, dabei ergab sich die bisher noch nicht beobachtete (wie wohl immer schon dagewesene) Erscheinung, daß die Kanäle sich immer fort verflachten und daß zuletzt so wenig Wasser darin war, daß sie nicht mehr bis zum Kaspisee reichten. Es wurde nunmehr nach der Ursache geforscht und da ergab sich, daß die in den Flächen und Abhängen des Kaukasus, welche nach Norden schauen, wohnenden zahlreichen Tataren stämme die Zuflüsse des Manhtch, abdämmten, um ihre Wiesen und Fel der zu bewässern, so daß die ganze rechte Seite des Knma der Zuflüsse beinahe gänzlich beraubt war. Es geht hieraus mit großer Sicherheit hervor, daß ein schiffbarer Kanal zwischen dem kaspischen und dem schwarzen Meere ohne große An strengung eröffnet werden könnte, wenn man jedoch den Tataren die Be rechtigung, von den Bächen des Kaukasus ihre Bewässerung abzulciten, nehmen wollte, so würden sie allerdings dadurch vertrieben, und es fragt sich nun, was wichtiger ist, die Erhaltung und Vermehrung der Bevölke rung oder die Anlage eines Kanals. Um auf die Mauer selbst zurückzukommen, so existirt darüber eine Reihe sehr genauer Angaben, welche von einem russischen Offizier Bestu- cheff Marlinskh herrühren, der im Jahre 1832 die ganze Länge derselben beschritt und genau untersuchte. Sie soll nach seiner Meinung durch die Perser oder Meder gebaut worden sein, um die civilisirte Welt von der noch nicht civilisirten, um Asien von Europa zu trennen und um die Perser vor den Barbaren, d. h. den Bewohnern der Steppen diesseits des Kau kasus, zu schützen. Jetzt ist die Sache allerdings anders, die Ansichten haben sich geändert, wir, die ehemaligen Barbaren, neunen uns die civili sirten Böller, und wir nennen ferner die ehemaligen Träger der Kultur Barbaren. Die Zeit der Erbauung dieser Mauer ist gänzlich unbekannt, aber wahrscheinlich ist, daß Jsfendiar oder Jskender, d. h. Alexander der Große,