Volltext Seite (XML)
Ans dem östlichen Abhänge des Kaukasus. 441 dienst ist unterbrochen, und wir können nur Pferde erhalten durch den gu ten Willen der Offiziere auf der Linie, welcher wir folgen. Wir mußten in diesem Ort, Schukovala bleiben, um eine Gelegenheit zur Weiterreise abzuwarten, wir erhielten zwei Zimmer in einem Hause, welches bereits durch zwei junge russische Offiziere besetzt war, die gleichfalls eine Gele genheit nach Derbent erwarteten; so nennt man nämlich eine Versamm lung von mehreren Personen, welche nach derselben Gegend reisen und zahlreich genug sind, um einem Befehlshaber die Verpflichtung aufzulegen, diese Gesellschaft durch Kosacken begleiten zu lassen. Ohne eine solche Es korte zu reisen kann geradezu ein Selbstmord genannt werden, wer so reist zeigt damit an, daß er ermordet sein wolle. „Nach zweitägigem Aufenthalte war unsere Zahl so weit gediehen, um weiter reisen zu können. Wir überschritten nochmals den Terek auf einer befestigten Brücke und dann muß man sich der Gnade Gottes empfeh len, die Posten beschützen nicht mehr die Reisenden, wenn man ergriffen wird, so sucht man sich so gut als möglich aus der Schlinge zu ziehen; da wir aber seit mehreren Tagen schon von nichts anderem als solchen Gefahren sprechen hörten, so waren wir ziemlich abgehärtet und gingen den Schrecken, welche uns erwarteten, ruhig entgegen. Man gewöhnt sich an Alles. „Wir waren nunmehr auf dem östlichen Abhang des Kaukasus, Wild bret gab es hier in größter Menge und beeilte sich nicht zu fliehen, es lebt in vollkommener Sicherheit, als ob es sehr gut wüßte, daß es für die Reisenden nicht klug sei, sich mit der Jagd zu unterhalten. Wir schossen doch einiges, obgleich der Führer unserer Eskorte uns ermahnte, lluger zu sein und die Aufmerksamkeit nicht unnöthig ans uns zu ziehen. „Gegen Abend kamen wir nach Kasafiurte, einem bedeutenden Mili- tairposten, welcher durch den Fürsten Miröki befehligt wird. Dort steht das berühmte Regiment Kabarda, das von dem Fürsten Baradinski gegründet wurde, es besteht aus lauter ausgesuchten Männern, welche seit langer Zeit schon Krieg gegen Tataren und Kaukasier führen, deren Sprache und Gewohnheiten sie gründlich kennen. Wenn es zum Kampfe geht, so legen sie ihre Uniform ab und kleiden sich wie Tataren. Durch Spione gut unterrichtet, reisen sie während der Nacht ab, mischen sich unter ihre Feinde, beobachten die Gelegenheit, wählen den günstigsten Augenblick und kommen niemals zurück, ohne einige Gefangene oder wenigstens die Köpfe ber Feinde mitzubringen. Der Fürst hat einen Preis von zehn Rubel auf ben feindlichen Kopf gesetzt, welche jedoch nicht derjenige erhält, welcher einen Feind getödtet hat, sondern welche zur Regimentskasse fließen und verwendet werden, solche Soldaten, die als Gefangene in die Hände der Ander- und Völkerkunde. ZZ