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Wettrennen von Pferden und Kameelen. 437 unterthänigen Kalmücken gehörte, hier sahen wir die Bereitung des Milch branntweins. Ein großer Topf mit gegohrener Milch hing an einer langen Schnur in der Mitte des Zeltes über dem Feuer aus Pferdedünger, an Stelle des Deckels hatte dieser Topf den oberen Theil einer thönernen Retorte von einiger Größe, die Mündung des Halses hing in einer Schüfl sel, welche seitwärts stand, damit nicht Luft von außen eindringe, ist der Deckel mit dem Topfe durch nassen Lehm verbunden. Als der Brannt wein fertig war, bot man uns mit mehr als gewöhnlicher Freigebigkeit davon an, allein trotz alles guten Willens war es doch nicht möglich, die ses entsetzliche Zeug hinunterzubringen. Hier sahen wir auch eine zahl reiche Heerde von wilden Pferden, welche nach einer südlicher gelegenen Strecke auf die Weide getrieben wurden, es mochten ungefähr 6000 sein, die Dienste der Schäferhunde, welche die Schafheerde umkreisen und ge schlossen halten, wurden hier von Kalmücken auf flinken Pferden und mit langen Peitschen bewaffnet, geleistet. „Blan gab uns das Schauspiel eines Wettrennens, einige der Reiter begaben sich in die Mitte der Heerde und fingen mittelst Schlingen junge Thiere daraus. Kräftige, muntere Bursche setzten sich sofort auf diese Thiere, welche noch niemals einen Menschen getragen haben und welche deshalb in eine Art von Raserei verfallen, sie bäumen sich, sie schlagen hinten aus, sie Wersen sich auf die Erde. Die jungen Reiter aber lassen sich nicht irre machen, sie bleiben darauf oder sie bleiben über dem Pferde stehen und sind, so wie es aufspringt, wieder auf seinem Rücken. Einige der Pferde vermochten es, sich zu befreien, und sie liefen in die Steppe, sofort von Kalmücken verfolgt, andere derselben kehrten in die Heerde zu rück, das Wettrennen mit diesen jungen Thieren unterblieb also, aber wir hatten noch andere Unterhaltungen, würdig des Lüreus IMnooni. Das jenige Experiment, was sie am geschicktesten und häufigsten ausführten, war das Aufheben eines Geldstückes von der Erde, während sie in vollem Ga lopp daran vorbeijagten, sie übten hier eine wahrhaft bewunderungswürdige Geschicklichkeit vielleicht hauptsächlich deshalb, weil diese immer durch das Geldstück belohnt wurde, welches sie aufgehoben hatten. Sehr unterhal tend war ein Wettlauf auf Kameelen, ich habe wohl schon häufig genug Kameele gesehen, die aber von den Ufern des kaspischen Meeres scheinen mir die schönsten, und was ihren Lauf betrifft, so glaube ich nie etwas schnelleres gesehen zu haben. Wir nahmen nur den Augenblick des Ab gangs wahr, dann waren sie in eine Staubwolke gehüllt, nur diese sahen wir in der Ferne mit Windcsschnelle hinziehen, einen großen Bogen be schreibend und dann gleich einem Sturmwinde zurückkehren zu dem Punkt ihres Abgangs. Wir hatten keine Secnndenuhr, um zu messen, wie viel