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Uebsrraschung der Fürstin. 417 Man» von der preußischen Horde bekannt sei, konnte sie sich des Lachens nicht ferner enthalten und gab dem Fräulein die Erlanbniß, mit sainmt ihrer Spieldose an das Pferdedüngerlicht zu treten. Der Maler setzte seine Arbeit nach einiger Zeit fort, die Fürstin hatte wohl Begriffe von dem, was sich vorbereitete, denn die Malerkimst ist in jenen Gegenden keineswegs völlig unbekannt, die Priester malen Göt ter und Heilige mit Wasserfarben, theils auf Thierhäute, welche gerade ansgespannt werden und einen sehr guten Grund geben, theils auf Papier, aber sie malen gleich den Chinesen beinahe ohne allen Schatten, vor allen Dingen aber ist von irgend einer Aehnlichkeit gar keine Rede, daher es nicht geringes Erstaunen veranlaßte, als die Fürstin nun ihr eigenes Ge sicht, welches sie durch den Spiegel wohl kannte (welches Weib kennt nicht sein Gesicht) sah und vollkommen ähnlich fand. Mit jedem Pinselstrich, der es der Vollendung näher brachte, wurde dieses Erstaunen noch erhöht und als es fertig war, äußerte die Fürstin den Wunsch, das Bild zu behalten, der Maler sollte ein zweites zu sei nem eigenen Gebrauch von diesem ersten abnehmen. Das Bild machte ungeheures Anfsehn, nicht nur die Lamas und son stigen Priester oder Würdenträger, nicht nur die Adligen, sondern alle Kal mücken, welche von der staunenswerthen Sache hörten, kamen herbei, um das Bild zu sehen und um dem Maler ihre eigene schöne Fratze an zubieten. Es mußte natürlich weiter gemalt werden, allein der Künstler suchte sich aus, was ihm interessirte. Nachdem die Fürstin in ihrem Staats- kostüm und mit ihrer Umgebung fertig gemalt worden war, besuchte Kiese- wetter den Lama oder Oberpriester, welcher sich durch seinen Besuch höchst geschmeichelt fühlte, denn der Gedanke, daß sein Bildniß den vielen fernen, ihm selbst dem Namen nach ganz unbekannten Horden vorgezeigt werden sollte, war ihm höchst erfreulich und als es zum Malen ging, ordnete er selbst seine Umgebung mit größter Sorgfalt; als er saß, um selbst gemalt zu werde», befanden sich seine Lippen in einer unaufhörlichen Bewegung, denn er wünschte betend gemalt zu werden und hoffte, daß es dem Maler gelingen werde, die Bewegung der Lippen ans seine Leinwand aufzunehmen. Das Gesicht war von einem eigenthümlichen Interesse, der Mann war sehr alt und hierdurch sowohl als durch den häufigen Genuß von Opium hatten sich tiefe Furchen in sein Gesicht gezogen, welches ihm einen besondere,, Charakter von Gottergebenheit verlieh. Sein geschorener Kopf war mit einer Pelzmütze bedeckt, an welcher sich das unvermeidliche rothe Läppchen befand, in dem ein auf Papier geschriebenes Gebet eingenäht ist, welches als Zaubermittel, als Amulet dient. Er trug ein rothes Meß-