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416 Langsame Unterhaltung. Der Maler soll überrascht werden. Während der Maler in seiner respektvollen Entfernung kniete, ver nahm er die zarten Töne einer Spieldose, welche, wie es schien, unter dem Divan der Fürstin verborgen war. Der Maler fing nun endlich an, sein Gemälde zu entwerfen, er zeich nete in leichten Umrissen die ganze Gruppe und begann dann das Bild der Fürstin auszuführen. Da es ihm nun sehr unbequem war, auf den Knien zu malen, so bat er um Erlaubuiß, seine Beine vor sich ausstrecken zu dürfen, welches denn auch gewährt wurde. Nach einiger Zeit wurde die berüchtigte Theesuppe in hohen hölzernen Kannen herbeigebracht, in hölzerne Schälchen gegossen und so herumgereicht, was der Diener, bei der Fürstin anfangend, immer auf den Knien umherrntschend, im Kreise herum präsentirte. Die Fürstin hatte eine Unterhaltung mit dem Maler angeknüpft, welche aus zwei Gründen sehr langsam vor sich ging, erstens, weil man sich einer Mittelsperson, des Dolmetschers, bedienen mußte, zweitens, weil die gute Sitte verlangt, auf jede Frage die Antwort erst nach längerer Zeit zu geben, damit man nichts Thörichtes sage. Nun machte aber der Dolmetscher es eben so. Die Fürstin frug, nach mehreren Minuten über setzte der Dolmetscher, nach mehreren antwortete der Maler, abermals nach mehreren Minuten übersetzte der Dolmetscher die Antwort und nun erst gelangte sie zu den Ohren der Fürstin, welche aber darauf keineswegs sogleich eine neue Frage vorlegen durfte, sondern warten mußte, bis die gesetzmäßigen Minuten verstrichen waren, so ging die Unterhaltung lang sam genug von Statten. Während dieses bedächtigen Gesprächs folgten die Töne der Spiel uhr langsam und immer langsamer ans einander, sie war abgelaufen und drohte stillstehen zu wollen, als der Maler das Knarren der Feder hörte, die Spieluhr wurde wieder aufgezogen. Der Maler frug den Dolmetscher im Vertrauen, ob unter dem Divan, wo er das Geräusch vernehme, eine Person versteckt sei. Der Dolmetscher hielt dies für eine öffentliche Frage und nachdem die üblichen Zwischenräume verstrichen waren, richtete er, statt nur seine Meinung zu sagen, die Frage laut an die Fürstin. Kaum war dieses geschehen, als die Etiquette durch das laute Lachen der Fürstin eine gewaltige Unterbrechung erhielt und auch die Hofdamen sich vergeblich bemühten, ihr Lachen zu unterdrücken. Die Spieldose war durch die Fürstin von einem armenischen Kauf mann eingetanscht worden und die hohe Herrin in der Meinung, dem Fremdling etwas höchst Ueberraschendes, noch nicht Dagewesenes vorzu führen, hatte die Uhr nebst einem Hoffräulein, welches sie aufziehen sollte, unter dem Divan versteckt. Da sie nun hörte, daß die Erfindung dem