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414 Ein Kalnnickenbegrcibniß. er, daß alte anderen Zelte gleichfalls in Bewegung waren, er hatte den Anblick eines wandernden Dorfes. Die Absicht dieser Wanderung war keine andere, als sich aus der Unglück und Verunreinigung bringenden Nähe der Leiche des Verstorbenen zu entfernen, welcher in seiner Hütte bleibt und in dieser begraben wird. Deshalb zogen alle in der Nähe gelegenen Familien davon und dies geht sehr leicht, weil die Zelte durch das Flechtwerk einen ziemlich genügenden Zusammenhang haben, um solcherart transportirt zu werden. Die Pflöcke, welche außerhalb des Zeltes rings umher in die Erde geschlagen werden, dienen nur dazu, um mittelst langer Schnüre das ganze Zelt am Bode» zu befestigen, so daß dasselbe nicht von jedem starken Winde aufgehoben und fortgeführt wird. Die Begräbnisse bei den Kalmücken sind übrigens sehr verschiedener Art, zuvörderst halten die Priester bei der Leiche Gebete, nehmen mancher lei Ceremonien vor, segnen die Leiche mit heiligen Zeichen, damit die Seele nicht etwa für ein noch ungesühntes Verbrechen nach dem Tode mit dem Körper vereint bleiben möge, zuweilen wird auch die Haut der Leiche auf geritzt, um der Seele den Ausgang zu erleichtern. Wenn man glaubt, daß die Seele den Körper nunmehr wirklich verlassen habe, wird der Körper zur Ruhe gebracht, hier treten aber die Verschiedenheiten ein, von denen oben gesprochen wurde. Die Mongolen haben fünf Elemente, Holz, Feuer, Erde, Eisen und Wasser, die Jahre werden nach diesen Elementen benannt und je nachdem der Verstorbene in einem solchen Jahre geboren ist, wird er durch das Element, dessen Namen das Jahr führt, zur Ruhe gebracht. In einem Holzjahre und einem Feuerjahre wird er verbrannt, in einem Erdjahre vergraben, in einem Wasserjahre im Wasser versenkt, in einem Eisenjahre auf der Erde liegend mit Steinen überdeckt. Nachdem Alles in dem wandelnden Atelier wieder geordnet war, begab sich der Maler mit seiner Begleitung zu der Fürstin. Der Cere- monienmeister, welcher den Maler in den Gesetzen der Etiquette unterrichtet hatte und zugleich der Dolmetscher war, eröffnete den Zug. Seine Be kleidung bestand in einem gelben Kaftan von Kameelhaaren mit silbernen Tressen besetzt, in blauen Beinkleidern und einer viereckigen Mütze, an welcher ein rothes seidenes Läppchen (ein Gebet auf Papier geschrieben als Talisman eingenäht) befestigt war, er trug einen breiten Leibgurt von Leder, mit vielen silbernen Knöpfen besetzt; ein Messer in lederner Scheide und ein lederner Tabacksbeutel hing daran. In der linken Hand trug er die Staffelei des Malers, in der rechten eine Tabackspfeife, welche er in sehr regelmäßigen Zwischenräumen zu Munde führte. In einiger