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398 Großer Viehstand. ferner eine Menge Rüben, die man gleichfalls so sein wie Sauerkraut schneidet und auch einsäuert, dann Gurken und Kürbis in ungeheurer Menge, im südlichen Rußland kommen dazu Melonen und Taback, ferner Hanf und Flachs und einige Farbekräuter. Der Viehstand ist ziemlich bedeutend, alle unsere Hausthiere werden in großer Masse gehalten, so hatten z. B. die Bauern des Altaidistricts (alle anderen angrenzenden Kreise ausgeschlossen) auf eine Bevölkerung von 250,000 Seelen nach unfern Begriffen, wo auch die Frauen zu den Seelen gezählt werden, was in Rußland nicht der Fall ist, 460,000 Pferde, 380,000 Stück Rindvieh, eine halbe Million Schafe, über 100,000 Bienen stöcke, dies will sagen, auf jede Familie kommen durchschnittlich 9 Pferde, 8 Rinder und 20 Schafe, ferner 4 bis 5 Bienenstöcke. Dies ist ein Wohlstand, wie man sich denselben hier kaum denken kann, als Durchschnitt nämlich, denn daß es bei uns Bauern giebt, welche viel mehr als 10 Pferde und 12 Rinder haben, weiß ein jedes Kind, daß aber im Durchschnitt nur der fünfte Theil auf eine Haushal tung käme, dürfte beinahe bezweifelt werden, außer in den östlichen Pro vinzen unseres Staates, wo die Bevölkerung gering, der Boden günstig und wohl vertheilt ist. Daher ist auch der russische Bauer so unglaublich gastfrei. Er gewinnt bei weitem mehr, als er zu seinem und seiner Fa milie Unterhalt bedarf, er genießt seines Wohlstandes reichlich, aber er kann doch nicht alles vertilgen, was ihm zuwächst und obschon die Abgaben bedeutend sind, die Preise für die Lebensmittel, die er zu verkaufen hat, aber gering, so bleibt ihm doch noch so viel übrig, daß er den Fremden bewirthen kann, ohne daß es ihm irgend beschwerlich wird, und schenkt ihm der Reisende nach monatelangein Aufenthalt ein paar Silberrubel, so hat er ihm dreifach und vierfach dasjenige bezahlt, was er verzehrt hat, denn ein Viertel des dortigen Getreidemaßes Tschetwert, welches gleich ist einem ganzen preußischen Scheffel, kostet nicht mehr als einen halben Papierrubel (etwa 4 Silbergroscheu) zur Zeit der größten Theuerung. Wohlverstanden mitten im Lande, nicht in den Städten. Bei uns ver schwindet dieser Unterschied nach und nach durch die Eisenbahnen und die Kanal- und Flußnetze, vermöge deren der Transport so erleichtert wird, daß der Unterschied der Getreidepreise auf den Scheffel immer nur einige Groschen beträgt, dort aber beträgt der Unterschied zwischen 100 und 500 Prozent, d. h. das Getreide ist in der Stadt zweimal bis sechsmal so theuer als auf dem Lande, je nach der Entfernung des Landgutes von der Stadt. Auch mit den Viehpreiseu findet dasselbe statt, der Rinder hat man etwas weniger als der Pferde, weil die ersteren eine größere Sorgfalt