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Der russische Bauer hat ganz das Zeug, was zu einem Republikaner gehört, cs fehlt ihm keine Viertelelle daran, wenn es nicht etwa der Frei heitssinn ist, sonst aber hat er alles, was man dazu braucht, er ist näm lich von Niemanden abhängig, als von sich selbst, denn so wenig wie er eines Meisters bedarf, um seinen Ofen, seinen Wagen, sein Haus zu bauen, so wenig bedarf er eines Tuch- oder Lcinwandwebers, eines Ger bers, eines Schneiders oder Schusters, er webt sich seine Zeuge selbst, er gerbt die Felle seiner Thiere und macht sie zu Leder, seine Frau näht ihm und sich Kleider, er macht sich und ihr die Stiefel. Kommt zu allem die sen noch hinzu, daß er sich seinen Branntwein oder seinen Quaß selbst bereitet, daß er aus seinen Erzeugnissen eine Menge höchst delikater Ge richte zu bereiten weiß, kommt ferner dazu, daß er ein munterer Sänger ist, die Balalaika, die er sich selbst macht, auch sehr gut spielt, daß er Talent zur Dichtung hat und daß er ein geborner Buffo ist, so kann der Verfasser gar nicht einsehen, was ihm noch zum vollkommenen Glücke fehlt, die Freiheit gewiß nicht, denn sie ist das einzige Schreckbild, sie ist der Popanz, womit der Herr, in den Städten wohnend, im Stande ist, seinen weder durch Worte noch durch Schläge zu bessernden Bedienten (Leib eigenen) zur Ordnung zu bringen. Die Drohung, ihn frei zu lassen, macht, daß er sich demselben zu Füßen wirft und bei allen vorhandenen und nicht vorhandenen Heiligen schwört, daß er sich bessere, wenn der Herr ihn nur nicht so grausam strafen wolle, ihm die Freiheit zu schenken. Der Ackerbau wird beinahe in ganz Rußland ohne allen Dünger betrie ben, was seinen guten Grund darin hat, daß die Bauern die Stallfütte- nnig nicht im Entferntesten kennen, allenfalls wird für die sogenannten Krantgärten der Dünger in Anspruch genommen, das ist dann Sache der Frau, der Mann hält es unter seiner Würde, sich um den Garten zu bekümmern. Auf dem Acker verwendet er theils aus dem Grunde keinen Dünger, weil er keinen hat, theils aber bedarf der üppige Boden desselben a»ch nicht, dazu kommt noch, daß derselbe sehr geschont wird, indem man bie Brache nirgend in einem so hohen Grade anwendet, als dort, man pflegt nicht zwei Jahre lang Getreide zu bauen und dann den Acker ruhen Zu lassen, sondern man läßt ihn sechs Jahre ruhen und baut dann einmal Getreide darauf. Von Klee zur Gewinnung des nöthigen Futters oder von Kartoffeln kann da nicht die Rede sein, die letzteren widerstehen dem Volk und der Aberglaube, daß sie die Eier des Teufels seien, womit er das Böse in der Welt verbreitet, wird durch die Popen fast allgemein genährt. Der Gartenbau liefert vor allen Dingen den Weißkohl, aus welchem das Sauerkraut bereitet wird, die Nationalspeise der Russen und Schwaben,