Volltext Seite (XML)
396 Der russische Bauer. Der russische Bauer ist immer ein Zimmermann, der sich fast nur mit Hülfe des Beils und der Säge sein Haus baut, er ist aber auch Tischler, seine Stühle und Schränke, seine Tische und Bettstellen, seine Bänke und sonstiges Hausgeräth sind auf eben diese einfache Weise und nur noch unterstützt von der sogenannten Schnitzelbank, gemacht. Er ist aber auch ein Wagner oder Stellmacher, denn er versteht seine Räder, seine Leitern, Schlittenkufen, sein Ackergeräth und alles, was sonst für Wagen oder Pflug nöthig ist, mit den vorhin genannten Werkzeugen zu machen, er bedarf höchstens noch einiger Bohrer und wenn er diese nicht hat, so hilft er sich mit dem glühenden Eisen. Aber wir müssen ja nicht glauben, daß er nun nichts weiter könne. Er versteht sehr wohl, seine Ziegel zu bereiten und das Fundament seines Hauses daraus zu bauen, er versteht eben so gut, seinen Ofen aufzurichten und ihn viel besser mit auf- und absteigenden Röhren zu versehen, als es unsere Töpfer thun. Da er sich kein blechernes Abzugsrohr machen kan», so macht er dasselbe von Holz, er schneidet einen angemessen dicken Stamm so lang ab, als erforderlich, höhlt ihn aus mehr als erforderlich und füllt diese zu große Höhlung mit Thon so weit aus, daß sie gerade die richtige Weite hat. Auch Glaser ist er, wenn er sonst Glasscheiben bekommen kann. Wo dieses nicht der Fall ist, bedient er sich des gespaltenen Gipses oder Glim mers, wo er aber Glas erhält, schneidet er dasselbe mit einem Kiesel so sicher, wie der Glaser mit dem Diamant. Er ist auch Bildhauer und er versteht sehr wohl, seine Heiligenbilder selbst zu machen. Mit denselben Instrumenten bildet er auch die Verzierungen rund um seine Fenster und die Gesimse an seinen! Hause, Bohrer, Beil und Säge unterstützen ihn wieder dabei, so daß mitunter sehr geschmackvolle Zeichnungen zum Vorschein kom men. Bei aller dieser Geschicklichkeit baut er sich keine Mühle, denn dazu gehört ein Zauber, den ein Wissender ausüben muß, um die bösen Gei ster, welche sich der guten und heilsamen Benutzung der Wasserkraft ent gegensetzen, zu überwinden; aber baut er auch keine Mühle, so hilft er doch bei dem Bau und hat er nur einen Mühlenmeister bei sich (es bedarf nur der Gegenwart desselben, nicht seiner eigentlichen Handleistung), st kann er die Mühle von Anfang bis zu Ende selbst bauen, denn er ist ja Uhrmacher, hierbei gilt es keinen Dämon zu überwinden und darum macht er für sich und seine Familie hölzerne Uhren, welche so richtig gehen wie die Taschenuhr seines Grundherrn und wenn er Zeit, hat verfertigt er wohl mehrere und sucht sie zu verkaufen an Schenkwirthe, meistens Juden und nicht so geschickt wie er, oder an Schulen und Kirchen, falls sich deren in seiner Nähe befinden sollten.