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aber sie sind bereit, alle diese Opfer zu bringen. Die Japaner haben durchaus nicht das thörichte Vorurtheil der Chinesen, sich für höherstehend als alle anderen Völker zu halten, sie fühlen, daß sie mehr sind als die Chinesen, aber sie schätzen trotz dieses Selbstgefühls die Macht der Jntelli genz der europäischen Völker nach ihrem vollen Werth. Man schneidet sich jetzt nicht mehr den Bauch auf, um eine Beleidi gung zu rächen, ersichtlich ist dieses ein alter Brauch, welcher aus der Mode gekommen ist. Allerdings giebt es, so wie bei uns Tanzmeister und Fechtmeister, in Japan Bauchschneidemeister, d. h. solche, welche in der Kunst, sich den Bauch gründlich aufznschneiden. Unterricht geben. Die Kenntnißnahme von dieser Kunst gehört zur Erziehung eines jungen Main nes von Rang, es ist mitunter ein Mittel, sich oder seine Nachkommen der Schande zn entziehen, indem man durch einen freiwilligen Tod deni Tode durch den Henker ausweicht. Man erzählt, zwei vornehme Herren, im kaiserlichen Dienst beschäl' tigt, steigen gleichzeitig, der eine mit einer leeren Schüssel, die Treppe zw» Thronsaal herab, der andere mit einer gefüllten hinauf; durch Zufall be- rühren sich ihre Säbel, derjenige, der hernntersteigt, hält sich für beleidigt, zieht seinen Säbel und öffnet sich den Bauch, der andere steigt rasch die Treppe hinauf, setzt seine Schüssel auf die Tafel des Kaisers nieder und eilt schnell wieder die Treppe hinab, ganz entzückt, seinen Feind noch le bend zu finden, , er macht ihm tausend Entschuldigungen, daß er sich habe zuvorkommen lassen, schiebt dieses auf seinen Dienst, auf seinen Kaiser, setzt sich dann aber an seine Seite und öffnet sich gleichfalls den Leib. Diese Anekdote, welche jedenfalls höchst charakteristisch genannt werde» muß und welche nebst hundert ähnlichen in allen Büchern über Japan ci tirt wird, gehört jedenfalls einer weit entfernten Zeit an, wir wenigstens haben die Erfahrung gemacht, daß man sich damit nicht mehr ins Bocks Horn jagen läßt. „Wir hatten in unserer Umgebung einen Mann, Namens Kodainaia, welchem wir nicht eben grün waren, da wir ihm beweisen zu können glaub ten, daß er alle die Nippes und zierlichen Kleinigkeiten, die wir zu kauft» wünschten, durch seine Rathschläge unverschämt vertheuere, ein Herr de Flavignh, welcher von der Sitte des Bauchanfschneidens gehört, bedrohte ihn, zog seinen Säbel und that, als wolle er sich damit den Leib aufschnei den, aber der unverschämte Zwcisäbler zog nicht den seinigen, sondern lachte den Franzosen herzlich aus, was die umstehende Menge gleichfalls that> Unser junger Freund war demnach i» der Kenntniß japanischer Sitten »»> ein halbes Jahrhundert zurück. „Der Palast des Kaisers zu Jedo ist umgeben von einem breiten Gra-