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378 Wissenschaftliche Bildung. brecher verbirgt, ihn zur Flucht hilft, wird sofort und ohne alle lichter liche Untersuchung enthauptet. Es wäre wohl zu wünschen, daß die hau figere Berührung, in welche die Japaner mit den Europäern treten wer den, etwas mildere Sitten, etwas weniger draconische Strenge in die Handhabung der Rechtspraxisbrächte. „Die einzigen Wissenschaften, welche im Reiche der ausgehenden Seime kultivirt werden, sind die Medizin und die Astronomie, man hat zwei Ob' servatorien in Nipon, das eine zu Jedo, das andere zu Meako. Wir waren zur Erscheinung des großen Kometen des Jahres 1858 in der Hauptstadt und haben nirgend bemerkt, daß die Leute Zeichen von Erstau nen oder von Furcht gegeben hätten. Zu Schanghai während einer Mond- finsterniß bemerkten wir unter den Chinesen keineswegs eine solche Genniths ruhe, die militairischen Befehlshaber schossen Pfeile nach dem Monde ab, um den Drachen zu tödten, welcher ihn verschlingt. Bon allen Pagoden, aus unzähligen Häusern, von allen Schiffen ertönte das beinahe taubmachende gellende Geräusch des geschlagenen Gong oder Tamtam (s. d. vor. S.), wo mit man das Ungeheuer erschrecken, zur Flucht treiben wollte, und in der That der Drache hatte Angst, denn nach Zeit von anderthalb Stunde» erschien Luna wieder und strahlender als früher, sic schien unverletzt and einer so harten Prüfung hervorgegangen zu sein. Dieses beweist doch ziemlich sicher, daß ein abscheulicher Aberglaube unter den Chinesen allge mein und daß umgekehrt dieser bei den Japanern bereits erloschen ist. „Die japanischen Aerzte lesen die holländischen medizinisch Wissenschaft lichen Bücher und beschäftigen sich sehr ernsthaft mit ihrer Kunst. Zwei derselben kamen täglich in unser Kloster, um die jungen Aerzte unserer Expedition über die Behandlung der Cholera zu Rache zu ziehen, welche sich zu zeigen begann." Die Japaner haben eine große Nachsicht in Sachen der Religion »"t Andersglaubenden, mehrere Glaubenslehren existiren in Frieden neben ei» ander und der Buddhaismns sowohl als die Lehre des Confncins, beirr von außen her eingeführt, theilen mit dem Kultus des Kanus, mit der Simto-Religion, der ersten ursprünglichen des Landes, gleiche Rechte u»d gleiche Ehren. In Folge dieser Toleranz vermochten die portugiesisch?» Geistlichen binnen wenigen Jahren 200,000 Eingeborne der höchsten Klasse» zu taufen, zur christlichen Glaubenslehre zu bekehren und Franz Laven»? konnte sagen: „ich vermag nicht zu enden, wenn ich von den Japaner» spreche, sie sind wahrlich die Freude meines Herzens." Jetzt ist dieses allerdings sehr verändert, seit zweihundert Jahre» exislirt kein Christ mehr in ganz Japan, unter den Kaisern Taiko u»» Jehas im Jahre 1640 wurden 37,000 derselben an einem Tage geschlachtet