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372 Lernbegier der Japaner- weil sie größere Geschicklichkeit fordert. Die vornehmen Herren beschäf tigen sich auch mit den Wissenschaften und zwar in einer Weise, welche uns wohl in Erstaunen setzen kann. Einer derselben, der Prinz Satsuma, frug eines Tages den Capitain eines holländischen Schiffes, auf welche Weise man sich der Photographie bediene, um die Barometerbeobachtunge» dadurch in ununterbrochener Reihe zu malen. Der europäische Offizier konnte nicht darauf antworten; der Japaner kannte die Thatsache, daß bei dem Observatorium zu Greenwich ein photographischer Apparat in jeder Minute bildlich festhält, was die Instrumente zeigen, er wußte nur nicht, auf welche Weise die Sache ausgeführt wird. Man dürfte fragen, wie die Kenntniß von dieser Thatsache nach Japan, wenigstens 5000 deutsche Meilen von Greenwich, gelangt sei. „Man genießt in Nangasaki der größten Freiheit, überall sieht man auf den Straßen Franzosen, Amerikaner und Russen, wir durchstrichen, um an's Land zu kommen, die berüchtigte Insel Desima, künstlich im Meere aufgebaut und berüchtigt durch die unehrenhafte Gefangenschaft, welcher die holländischen Kaufleute sich zwei Jahrhunderte lang unterworfen haben, damit nicht zu theuer die Verbindung von Japan bezahlt glaubend. Jetzt sind die Wachhäuser leer, die Thore, Schlagbäume und Ketten entfernt, man verkehrt vollkommen frei mit der Stadt. „Man hat die Wichtigkeit des Handels mit China bei weitem über' trieben, die Japaner verachten die Chinesen viel zu sehr, um häufig mit ihnen zu verkehren, es komme» kaum mehr als vier oder fünf chinesische Schiffe jährlich in Nangasaki an und sie bewohnen alsdann einen ziemlich großen, aber fest abgeschlossenen Raum, welcher ganz mit Pallisaden um- geben ist und welchen sie nicht verlassen dürfen, denn man behandelt sie gerade so, wie man vor Kurzem noch die Holländer behandelte. Die Hauptgegenstände, welche sie hierher bringen, sollen europäische Maaren sein, sie machen also den Holländern Concnrrenz. „Die Japaner sind so weiß von Farbe wie die Europäer und weisen die Verwandtschaft mit den Chinesen mit Verachtung und als eine Belei digung von sich. Ihre Kultur ist zwar in vielen Fällen der chinesischen ähnlich, weicht dagegen in anderen weit von derselben ab. Ihre Schreib weise ist der chinesischen ganz gleich, der Kultus des Buddha und des Confucius herrscht in beiden Ländern, in beiden Ländern sind ferner die Tempel und Pagoden ganz dieselben und sie werden durch dieselbe Gat tung von Bonzen mit geschorenem Kopfe und langem grauem Gewände bedient. Die im Lande gebauten Schiffe sind gerade wie die chinesischen, Reis, Fische, Thee und Reisbranntwein sind die Hauptnahrungsmittel bei der Völker, die Kuli's oder Lastträger lassen ihre scharfgellendcn Laute