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„Am 11. Oktober 1858 verließ die französische Gesandtschaft Jede, um an Bord zurückzukehren. Voni frühen Morgen schon herrschte eine ganz ungewöhnliche Beweglichkeit in unserem Kloster, man packt ein, man bezahlt die letzten Rechnungen, man frühstückt in Hast und nun beginnt die große Ausquartierung. Schon am Abend vorher waren hundert Pack träger mit ihren Instrumenten herbesteltt und wir sahen nicht ohne Sorge unsere Koffer, Mantelsäcke und Kisten von Unbekannten aufgehoben, ent führt und in der Menge verschwinden; wir setzen uns in Marsch mit der dreifarbigen Fahne voran, man hat die Seitenthore geschlossen, man hat Ketten vor die kleineren Zugänge gehängt, die Stockträger machen noch überdies Platz, so daß wir nirgend durch die Menge belästigt werden, wir kommen an den Platz der Einschiffung, um Mittag sind wir alle auf unse ren Schiffen und siehe, unsere Koffer sind auch da, es fehlt kein einziges Stück, also Ehrlichkeit ist auch eine Tugend, welche die Japaner vor den Chinesen voraus haben. Am nächsten Morgen wurden die Anker gelichtet und in fünf Tagen befanden wir uns in Nangasaki. „Eine außerordentliche Menge von Schiffen aller Art war ans der Rhede versammelt, die einen, um zu spioniren, die anderen, um Lebens mittel auf die Schiffe zu bringen. Der Ort ist noch bewundernswürdig, selbst nachdem wir Simoda kennen gelernt hatten. Der Hafen verdient gewiß die große Reputation, in welcher er steht. Die Landschaft umher ist zwar weniger malerisch schön, aber sie ist v-iel ausgedehnter und groß artiger als die von Simoda. In den Bäumen, welche die Höhe rings umher bedecken, sah man deutlich Kanonen versteckt, an mehreren Stellen waren auch schwarze Kattunstreifen ausgespannt, welche uns glauben machen sollten, daß hier Batterien aufgeworfen wären, um den Hafen zu be herrschen. „Es ist hier beinahe so heiß während des Sommers wie in Batavia, aber der Winter bringt doch häufig Kälte und zuweilen sogar Eis. Der Tisch ist hier nicht so reich besetzt, als inan ihn sonst wohl findet, und das kommt daher, daß es hier beinahe ganz an Fleisch fehlt, die Japaner wie die Chinesen leben fast ausschließlich von Reis, Fischen und Geflügel. Die Rinder sind lediglich für den Ackerbau da, ein solches Thier schlachten würde wie eine Heiligthnmsschändung betrachtet und bestraft werden. Im Winter dagegen giebt es hier viel Wild, Hirsche, wilde Schweine, Wach teln, Fasanen, ein solcher kostet während des Winters in Nangasaki 6 Sous (3 Groschen oder 9 Kreuzer). „Die japanischen Fürsten üben auf ihren Ländereien die Jagd zwar häufig mit ziemlich schlechten Lnntcnflintcn, viel öfter aber mit Pfeil und Bogen. Diese gelten für die bei weitem noblere, vornehmere Waffe,