Volltext Seite (XML)
Familie, auf der andern Seite die Dienerschaft; die Straßen sind breit, reinlich und luftig, zum Theil sind sie sogar chaussirt, auf jeder Seite fließt ein munteres Bächlein, die Häuser stehen frei, sind nicht auf einander gepackt, wie die chinesischen, überall nimmt man eine sehr aufmerksame und thätige Polizei wahr. „Unsere Wohnung selbst ist am Fuße eines bewaldeten Hügels gele gen, auf dem sich ein Tempel des Buddha erhebt, welcher die Bai und die ganze Stadt übersieht. Kaum angelangt, besuchten uns sechs Bunios, Großwürdenträger des Reiches und Bevollmächtigte des Kaisers, um uns willkommen zu heißen und sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen, dann wurde uns ein Mittagsmahl von' dem Kaiser geschickt, welches reich lich, mannichfaltig und höchst kostbar war; er schickte nns auch alle mög lichen vortrefflichen Früchte und ließ uns anzeigen, daß er uns ebenso viel jeden Morgen senden würde, so lange wir uns in seiner Residenz anfhalten würden. „Der Titel des Kaisers in Japan selbst ist Ta'lcnn, seine Residenz soll hundert Quadratmeilen umfassen und die Bevölkerung 24 Millionen Seelen übersteigen. Die Stadt umfaßt eine unglaubliche Anzahl kleiner bewaldeter Hügel, welche eine äußerst schöne Aussicht über die verschiede nen Stadttheile gewähren; noch viel zahlreicher sind die Gärten, parkartig angelegt, welche den vornehmen Leuten gehören und ihnen ein Lebens' bedürfniß sein müssen, da sie nur in wichtigen Geschäften ihr Haus ver lassen, sonst aber mit ihrer Familie auf Haus und Garten beschränkt leben. Bei einem erforderlichen Ausgange lassen sie sich tragen und sind immer von einer zahlreichen Dienerschaft umgeben. „Wenn nun gar der Kaiser seinen Palast verläßt, so müssen die Straßen vollkommen geräumt werden, ein Jeder muß in sein Hans, mich sich darin verschließen, in der Stadt muß die Ruhe des Grabes herrschen, diejenigen, welche berechtigt sind, auf den Straßen zu bleiben, die Be amten, welche die Ordnung aufrecht zu erhalten haben, müssen auf den Knien liegen und die Stirn auf die Erde drücken, die geringste Verände rung dieser Stellung wird sofort mit dem Tode bestraft. Im klebrigen sind die Leute wenig durch ihren Herrn belästigt, denn er verläßt höchstens vier oder fünf mal im Jahr seine Gärten und Paläste, um die Bildnisse seiner Vorfahren, welche in einem Tempel aufgehängt sind, anzubeten. Der Täten» ist so sehr durch die Etikette umschränkt, sein ganzes Leben ist dergestalt geregelt, daß er nach und nach mehr wie ein Halbgott als wie ein Mensch betrachtet wird, dabei unsichtbar und erhaben viel zu weit über dem Erden leben steht, um sich mit den Geschäften dieser Welt zu befassen, auch regiert in der That der Gotätro, der Premierminister mit einem Ministerrath.