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rollen, sind dieselben mit der größten Sorgfalt fest aneinander gelegt. Dermaßen wurden nun die Wände des Schiffes zusammengequetscht, daß zwei der Fässer zerspraugen. Hätten wir nur irgend eine Möglichkeit ge sehen, über das tobende auf- und abgcworfeue Eis ans Land zu flüchten, es wäre wohl keiner auf dem Schiffe geblieben. Aber dies war weder in Booten noch auch zu Fuß möglich und deshalb mußten wir aushalten und jeden Augenblick als den letzten erwarten. Einige Matrosen, an der Ret tung verzweifelnd, hatten bereits die Spiritnskammer anfgcbrochen und sich völlig berauscht, um so der Angst des Todes zu entfliehen. „Das Schiff wurde auf die Seite geworfen und eine hochgethürmte Eismasse schob sich langsam über dasselbe her; man erwartete jeden Augen blick, daß die Scholle, welche in der Luft schwebte, abbrechen und 76 Men schen begraben würde. Aber in dieser entsetzlichen Lage stand das Eis plötzlich still, ohne sich im Geringsten zu bewegen. Alle waren erstaunt über diese plötzliche Veränderung, man wagte es kaum zu glauben. Das Schiff lag auf der Seite und Alle erwarteten einen erneuerten Ansbruch des furchtbaren Aufruhrs, doch Alles blieb still." Nur unter unsäglichen Anstrengungen gelingt es, das Schiff wieder aufznrichten, und es dürfte wohl schwer sein, sich hiervon eine richtige Vor stellung zu machen. Sehen wir die Scene an, welche uns das umstehende Bildchen darbietet, so werden wir zugestchcn müssen, daß die Lage keine wünschenswerthe. Die Schollen sind haushoch und sie sollen von den schwachen Menschlein, welche sich darunter ausnehmen wie Ameisen, bewäl tigt werden! Wie wenig vermag die Eispicke, die Axt zu thun. Das Schiff ist umstarrt von Kolossen, größer als der ganze Bau, und von drohend darüber emporragenden Eisbergen; es ist schräge gelegt, es ist festgeklemmt und vergeblich versucht man die Kraftleistung der besten Seile und Taue, beinahe giebt es kein anderes Mittel, als Stück für Stück die Eismassen, welche „das schwache Gebild von Menschenhand" bedräuen, wegzuhauen oder durch Schießpulver wegzusprengen, wenn dieses dem Schiffe nicht eben ge fährlich werden sollte, was uni so leichter möglich, als es sich gerade darum handelt, das Eis in der nächsten Nähe fortzuschaffen, damit das Schiff sich nur erst aufrichte, gerade stelle, weil es in der Lage, in welcher wir es hier sehen, gänzlich unbewohnbar ist, indem Alles übereinander rollt. Da müssen denn die Matrosen hinaus aus die hartgefrorene Meeres fläche und arbeiten, daß, trotz 30 Grad unter dem Gefrierpunkte, sie in Schweiß geratheu und ihnen nicht bloß der Kopf raucht, sondern sie über und über dampfen und qualmen und ein jeder bald in eine Wolke einge hüllt ist, welche, auf seinen Kleidern sofort niedergeschlagen, ihn mit Reif und Schnee bedeckt.