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Schwimmende Eismassen. 21 scheitern muß. Solch einen Moment stellt unsere Zeichnung dar — die entsetzlichste Fährlichkcit bei äußerster Ruhe und Stille des Meeres. Was wird dem Nordpolfahrer erst der Sturm bringen! Ein Sturm im arktischen Ocean ist Wohl das Schrecklichste, was dem Seefahrer begegnen kann. Ein Sturm zwischen Korallenriffen ist schon überaus gefährlich, aber man sieht wenigstens meist die Stellen, vor denen man sich zu hüten hat, die Stellen, welche Gefahr und Tod bringen, vor sich, das Wasser bricht sich an ihnen und überstürzt sich schäumend darauf. Wird das Schiff auf diese geworfen, so muß es bersten, aber es ist doch wenigstens die Möglichkeit vorhanden, diese Bauten der fleißigen Korallen- thierchen zu vermeiden. So lange das Schiff dem Steuer und der Segel stellung gehorcht, kann man allenfalls noch ausweichen und an Ret tung denken. Ganz anders ist es mit den Stürmen im Eismeer, dort sind wenig Klippen, wenig im Boden des Meeres festgewachsene Felsen. So weit die Meere befahren sind, kennt sie auch der Schiffer, seine Vorgänger haben ihre Lage genau ausgenommen und sie sind in den Karten mit Sorgfalt verzeichnet. Man kann ihnen also mit ziemlicher Gewißheit ausweichen; aber dafür giebt es desto mehr bewegliche Klippen, die viel schrecklicher sind als die feststehenden, indem kein Mensch weiß, von wannen sie kom men und wann er ihnen begegnen wird. Der Sturm versammelt Millionen von Eisschollen um das Schiff, sie tanzen rings um dasselbe her, wie Schneeflocken von dem Winde gejagt, denn sie sind für das wüthend empörte Meer ein noch leichteres Spielwcrk, als die leichten Dannen für die Luft. Sind diese Eisblöcke nur von der Größe eines mäßigen Hauses, so ist die Besorgniß, wenn schon immer groß, doch nicht so groß, daß sie sich zur Angst und Furcht steigern dürfte; aber diese Schollen sind kleine In seln, sie haben zweimal, dreimal die Ausdehnung des ganzes Schiffes. Der Sturm führt diese Eisinseln mit Gewalt gegen einander, so daß sie in tausend Stücke zersplittern. Die gewaltig bewegten Wellen führen diese Inseln thnrmhoch empor und werfen sie von dem Gipfel des Wellen berges in den Abgrund des Wellenthales, sie rollen über einander, eine Scholle drückt die andere unter die Oberfläche des Wassers, im Empor tauchen nimmt die größere Scholle eine kleinere auf ihre breiten Schul tern, hebt sie weit über die Wasserfläche und bei der geringsten Neigung stürzt die so emporgehobene Masse und wirft eine wahre Girandola von emporsteigenden Salzwasser-Fontainen um sich und über das Schiss ober ste fällt auf eine andere Scholle und zerschlägt dabei sich und diese; da