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Habitus der Chinesen. 339 Hieraus geht hervor einerseits, daß, wenn nur zwei Personen, ein Schreiber und ein Holzschneider, bei einem Buche beschäftigt sind, die Arbeit unglaublich langsam vor sich geht, es geht aber zugleich eben daraus hervor, daß man so viele Schreiber und so viele Holzschneider an demselben Buche beschäftigen kann, als dieses Buch Seiten hat, was sich ganz genau be stimmen läßt, da es auf den Schriftsteller, auf den Verfasser ankommt, dessen Handschrift Seite für Seite copirt wird, und es zeigt sich also, daß, wenn ein Holzschneider eine Seite im Laufe des Tages schneiden kann, man ein Buch von 500 Seiten in einem Tage gedruckt vor sich sehen kann. Wie lange dessen Erscheinen überhaupt dauern soll, hängt nun mehr noch von der Zahl der Auflage ab. In Europa müssen wir das wohl bleiben lassen, denn unsere Druckschrift läuft nicht gleich mit unserer Schreibschrift. Aus dem eben Gesagten geht übrigens gleichzeitig hervor, daß die chine sischen Bücher alle stereotypirt sind, der Buchhändler hat nicht nöthig, einen großen Vorrath von Exemplaren zu machen, er kann nach Bedarf abziehcn lassen, so viel ihm beliebt, und er hat die geschnittenen Platten ein- für alle mal vorräthig. Jedenfalls ist jedoch unsere Art zu drucken die bei weitem weniger kost spielige und der ungeheure Preis der Bücher ist einer der Hauptgründe, war um die Gelehrsamkeit in China so überaus hoch geachtet wird und zu den höchsten Ehrenämtern berechtigt, sie ist nämlich etwas Seltenes, sie ist eine A>is„ah»iscrscheil»mg, nur wenige sind im Stande, gelehrt zu werden, Gelehr samkeit ist also immer zugleich ein Beweis von Rcichthum. I» China wohnen viele, sehr verschiedene Völker, denn cs ist ein ge waltiges, weit ausgedehntes Reich. Das Land, welches im engeren Sinne s^hina genannt wird, ist bevölkert von Chinesen in einer gänzlich unbekannten ^hl, der mongolischen Race angchörig, von Mandschutataren und von Mongole», beide zusammen vielleicht 5 Millionen zählend, aber doch das herrschende Volk bildend. Es sind die Eroberer, welche sich das chine- psche Volk unterworfen haben, worauf die Chinesen diesem Volke ihre Sitte ausgeprägt haben, eine Erscheinung, die sich bei jeder Völkerwanderung wiederholt. Die eigentlichen Chinesen sind nur von mittlerer Größe, nntcrseht "ut großer Neigung znm Fettwerden, welches man zugleich für einen Be weis von Vornehmheit hält, daher man bei Gesandtschaften nach diesem Müde sich wohl hüten muß, magere Personen zn nehmen, sie werden für iws nichts geachtet; der Bediente des Lord Macartncy, welcher einen ^sehnlichen Bauch hatte, empfing alle dem Gesandten znkomincndcn Höflichkeitsbezeigungen und Ceremonien, weil kein Chinese sich vorstcllcn