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Große Dörfer. Chinesisches Papier. 337 Ein hochwichtiger Gegenstand des Mineralreichs ist der weiße Thon und der farblose Kiesel, ans denen unsere Porzellanerde bereitet wird. Hier scheinen die Chinesen wirklich die ersten gewesen zn sei», cs leiten keine Spuren irgend wo anders hin, von welcher Richtung inan ausgehen möge, innncr wird inan ans China zurückgeführt; was die Sache für uns interessant macht, ist der Umstand, daß wir in Europa und zwar im Herzen von Deutschland das Porzellan erfunden haben, ohne den geringsten Unterricht von den ursprünglichen Besitzern des Geheimnisses erhalten zn haben. Wie in China überhaupt jede Art der Fabrikarbcit ans eine gewisse Provinz, so ist auch die Erzeugung des Porzellans ans eine solche angewiesen. Der Hanptort für die Porzellanfabrikation ist das Dorf Kingtesching in der Provinz Kang tsi. Man pflegt ein paar ungarische Dörfer die größten der Erde zu nennen, weil sie 12,000 bis 20,000 Einwohner zählen; — dieses Porzcllandorf ist doch noch größer, cs hat allein an Porzcllanöfen über 3000 aufznzählen, Häuser soll cs über 200,000 haben, jedes allerdings mir von einer Familie bewohnt, denn das Bermiethen von Wohnungen kennt man in China nicht. Dieses würde nach unserer Art, die Seelcnzahl zn berechnen, auf eine Million Einwohner schließen lassen, allein die chinesischen Familien sind erstens viel zahlreicher, zweitens hat auch der Acrmste wenigstens eine» Diener, einen Sklaven, während der reiche Mann zwanzig, hundert ja viel mehr als dieses im Besitz hat, wodurch also die Seelcnzahl znm mindesten ans das Doppelte steigen würde. Die Chinesen sind uns anch in der Bereitung des Papiers und im Bncherdrnck vorangegangcn, aber freilich machen sic beides ans eine von der nnsrigen ganz verschiedene Weise. Dasjenige Papier, worauf sie malen, ist ans dem Marke eines Baumes verfertigt, — verfertigt kann man kaum sagen, es ist daraus geschnitten und hat daher vollständig die Textur des uns allen wohlbekannten Hollnndermarkes. Schneiden wir feine Scheiben von diesem, so haben wir auf das Allergcnaueste dasjenige, was man chinesisches Papier nennt, wenn man aber einen Hollnndcrmarkcylinder rundum schälen würde, etwa mittelst eines Rasirmessers, so könnte man ans einem fingerdicken und fingerlangen Stück ein Blatt bekommen, welches vielleicht die Größe eines ge wöhnlichen Briefconvcrts hätte. So wird min anch das chinesische Malcr- papier gewonnen, man schneidet ein Stück Banmmark, welches einen Fnß dick und mehrere Fnß Länge hat, mittelst eines großen säbelartigen Messers so ans einander, daß das Abgeschnittene mit dem noch vorhandenen Markcylinder zn- sanmicnhängcnd bleibt und sich nach und nach ein Blatt von mehreren Fnß Länge nnd Breite entrollt.