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20 Das Polarmeer und seine Gefahren. Festland hin, den Seefahrern nicht gestattet, ihren Weg fortzusctzcn, man hat daher den Bersuch, hier dnrchzudringen, aufgegeben und hat die ent gegengesetzte Seite des Polarkreises bereisen wollen, aber freilich eben so vergeblich, denn auf der westlichen Hälfte unserer Halbkugel ist die Tem peratur sehr viel niedriger, als auf der östlichen. Die Breitengrade, welche bei uns in Europa die herrlichsten Länder berühren, finden in Nordamerika beinahe nur noch Wüsten, so der 50. Grad das britische Amerika, nämlich Canada, welches nur noch in seinem südlichsten Theile bewohnt ist, nördlich vom 50. Grade aber schon keine civilisirten Menschen mehr birgt. Den noch hat man es nicht aufgegcben, eine nordwestliche Durchfahrt zu erzwingen oder den Pol zu erreichen. Aber um jenem erhabenem Ziele nachzustreben, bedarf es eines großen und zähen, ausdauernden Muthes, denn unaufhörlich ist der Seefahrer vom Tode bedroht, er befindet sich in einer äußerlichen Lage, welche kaum entsetzlicher gedacht werden kann. Durchnäßt und fortwährend mit neuen Wassermassen übcrgossen, dabei zugleich einer Temperatur ausgesetzt, welche dieses Wasser an seinem Körper erstarren machen würde, ist er zu einer dauernden höchst anstrengenden Thätigkeit gezwungen, ans welche Weise allein er dann durch seine phhsische Wärme dem tödtlichen Frost wirksam entgegenarbciten kann. Doch nicht allein die Kälte ist's, noch andere Feinde lauern ans ihn mit einer Tücke, von wel cher man sich kaum eine Vorstellung machen kann. Ein weißer Nebel bedeckt Tage lang den Horizont nach allen Richtungen hin. Wie soll er seinen Weg finden, ohne die Gestirne befragen zu können? Er zündet hell glänzende Sig- nalfencr an, um durch die selben seinen Weg zu be leuchten, aber er sieht nichts als den weiß schimmernden Nebel, der seine Schiffe wie mit einem Heiligen schein nmgiebt, bis plötzlich in todtbringender Nähe die Gebirge der felsigen Küste vor ihm auftauchen, und er — wenn die Schiffe nicht augenblicks dem Steuer gehorchen, daran Schiff-, bei ruhigem Wetter durch deu Nebel iu Gefahr. Nach einer Zeichnung von Kaue.