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Bewohner Indiens. 301 An Metallen ist Indien entweder nicht übermäßig reich, oder die Eingebornen haben nicht verstanden, dieselben aufzusuchen, nur Gold und Eisen sind im Ueberfluß vorhanden, beide sind in ihrer Art das Vortreff lichste und Reinste, was man kennt. Der indische Stahl übertrifft jeden andern, selbst den besten Gußstahl, bei weitem, mit einer Feile aus diesem indischen Produkt, Wudz, kann man die beste englische Feile glatt streichen, als wäre sie abgehobelt. Das Gold ist das weichste und reinste, was es giebt und es werden daraus jene berühmten Flcchtwerke gemacht, welche glauben lassen, das Material sei nicht ein Metall, sondern es sei Seide oder Zwirn. Da dieses Goldes immer genug war für die gierigsten Bedrücker In diens, die Engländer, so haben diese nicht für nöthig gehalten, nach den sonstigen mineralischen Reichthümer des Landes zu forschen. lieber die Zahl der Einwohner Indiens läßt sich auch nur annähernd mit einiger Sicherheit gar nichts sagen, Zählungen kennt man nicht, Ge burtsregister, Sterbercgister existiren nicht, auch die Engländer haben nicht einmal versucht, etwas derartiges in ihren Besitzungen cinzuführen; die Schätzungen schwanken zwischen 140 und 200 Millionen. Dies letztere war das Geringste, was man Vorderindien von Ceylon bis zum Hima- laya am Anfänge dieses Jahrhunderts geben zu müssen glaubte, nach gerade ist aber durch das entsetzliche Bcdrückungs- und Aussaugungssystem der jetzigen Gewalthaber die Bevölkerung so geschmolzen, das mau den fruchtbarsten Gegenden ihre Fruchtbarkeit nur dadurch ansicht, daß sie mit allen möglichen wildwachsenden Pflanzen bis zu gegenseitigem Ersticken der selben überwuchert sind; bewohnt sind sic nicht mehr — sie sind entvölkert, nur in denjenigen Regentschaften Indics, in welchen große Städte liegen wie Madras, Calcutta, Benares, findet man eine der Fruchtbarkeit des Landes angemessene Menge Menschen, was aber nur daher kommt, daß sie sich in den Städten zusammendrängen. Tausende von Dörfern sind, ganz verlassen, andere tausend haben kaum noch den zehnten Theil ihrer frü heren Einwohner, jene prachtvollen Hauptstädte, in welchen die mächtigen Fürsten Indiens thronten, Lahore, Agrah, Delhi und andere, sind zu Schattenbildern ihrer früheren Größe hcrabgesunkcn und der letzte Krieg, die sogenannte Empörung, hervorgerusen durch die allereigentlichste Ver zweiflung und Noth, hat die Entvölkerung vollständig verallgemeinert und das gräßlichste Elend von den Mündungen des Indus und Ganges bis Zu den Quellen derselben verbreitet. Die Bevölkerung war ursprünglich eine zwiefach verschiedene. Eigent liche Hindu wohnten vorzugsweise in den üppigen, reichen Flußthälern und waren Gartenbauer. Ein Volk unbekannter Abstammung lebte in dem