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300 Reichthum an Gold und Edelsteinen. Golkonda nennen), woselbst auch in dem Sande der Flüsse viel Gold ge funden wird. Wegen des Reichthums an Edelsteinen waren die indischen Fürsten seit vielen Jahrhunderten berühmt und einige Gegenstände der Plünderung, welche indische Gouverneurs, wie z. B. Lord Hastings, nach England gebracht haben, übertreffcn in Wirklichkeit an Pracht Alles, was jemals die Phantasie orien talischer Mährchencrzählcr ersonnen hat. Wegen seiner unbarmherzigen Plünderung wurde dieser Hastings von einem edlen Manne, Burke, vor dem Parlament verklagt, es wurden so ent setzliche Thatsachen vorgcbracht und bewiesen, daß eine Verurthcilnng zu ent ehrender Strafe gar nicht zweifelhaft sein konnte. Da fiel cs diesem Hastings ein, daß er den berühmten Psancnthron des Tippil Sahib nicht für sich, sondern für den König von England mit nach Europa gebracht habe. Er ließ denselben nach dem Tower bringen, woselbst er sich noch jetzt unter den Schätzen der Krone befindet. Die Edel steine dieses Thrones hatten eine so wunderbare Heilkraft, daß sie nicht mir die Wunden des indischen Volkes, sondern auch die Wunden, welche Hastings seiner eigenen Ehre geschlagen hatte, vollkommen ausheilten. Dieser Thron ist ganz von Gold, massiv und wiegt 15 Eentncr: er ist ganz und gar mit den kostbarsten Edelsteinen bedeckt, die Rücklehne bildet einen Pfauenschweif von 12 Fuß Höhe, die Federn sind auf das Sorgfäl tigste nachgeahmt, sind ganz mit Diamanten übersäet, welche da, wo die Spiegel, die sogenannten Augen der sogenannten Pfauenschweiffedern, befind lich sind, sich eben so wie diese ausbreiten und durch große, farbige, tafel förmig geschliffene Edelsteine, Rubine, Smaragde, Saphire vom reinsten, klarsten Wasser, durch gelbe nnd rosenrothe Diamanten und durch Opale von ganz ungewöhnlicher Größe nachgeahmt sind. Eine später durch Kunstver ständige gemachte Schätzung giebt den Werth auf 17 Millionen Pfund Ster ling an. Wenn wir auch ein ganzes Dutzend von diesen Millionen streichen wollen, so ist's immer noch ein schönes Stückchen Geld, welches Hastings von Indien mitgebracht hat. Daß Indien sehr reich an sonstigen nutzbaren Steinen ist, geht ans den Prachtbauten hervor, welche am Anfänge dieses Jahrhunderts noch das höchste Erstaunen solcher Reisenden erregten, welche die erhabensten Denkmäler der Baukunst von ganz Europa gesehen haben. Leider sind dieselben im Laufe der letzten vierzig Jahre so sehr in Trümmer gegangen, daß man kaum mehr ahnt, welche Ausdehnung, welche wunderbare Pracht, welche Mährchcn- . Hastigkeit der Anlage, des Planes, der Zeichnung sie hatten, man muß jenes berühmte Werk von Daniell „die Monumente Indiens" gesehen haben, um sich wenigstens ein Miniaturbild davon machen zu können.