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294 Indien. Seine Pflanzen. die sie sonst ernährte, in der dürftigen Hütte, welche von dem Steuer einnehmer, dem Semindar, ausgeplündert, der Acker-, der Gartenwerkzcugc beraubt worden, nachdem die Unglücklichen keine Erzeugnisse mehr und kein dafür gelöstes Geld besaßen. Wo noch Bewässerung von selbst vorhanden ist, wächst der Reis in größter Ueppigkeit und giebt zweimal im Jahre Erndten; auf den höheren Theilen des Landes wachsen alle unsere Getreidearten vom türkischen Weizen bis zum Hafer, alle unsere Hülsensrüchte und Gartengewächse, sogar die Kartoffel. Indien ist wahrscheinlich das Vaterland des Zuckerrohrs, doch ist sein Anbau als Kulturpflanze noch nicht alt und die Menge des aus Indien kommenden Zuckers ist nicht groß, wiewohl sie sich von Jahr zu Jahr vermehrt. Die sämmtlichen Gewürze, das Opium, auch der Thce, ferner der Indigo, die Baumwolle, der Pisang und andere höchst wichtige Pflanzen, so wie viele der geschätztesten Arzneipflanzen, Sassaparilla, Jalappa, Cas- sia rc., kommen hier vor. Unter den Bäumen ist der Teakbanm, ähnlich der Eiche, nur bei weitem dichter und fester, unübertrefflich als Schifssban- holz; das Bambusrohr ist stark genug, um zum Häuscrbau verwendet zu werden; der Banianbaum gehört zu den Wundern der Pflanzenwelt, ungefähr von dem Bau einer freistehenden Buche, sendet er wcitgestreckte, horizontale Zweige aus, ein jeder solcher Zweige macht an seinem Ende Luftwurzeln, die Anfangs kaum Federkieldicke haben, ziemlich schnell den Boden erreichen, dann aber von ihm Nahrung nehmen, wachsen, armsdick, mannsdick werden und nicht nur den horizontalen Zweigen zur Stütze dienen, sondern ihnen auch Nahrung zuführen, so daß sie horizontal weiter fortwachsen. Auf diese Weise bildet ein einzelner Baum kleine Wäldchen, nicht selten von 400, ja von 500 und mehr Schritten im Durchmesser. Wenn der Baum ungestört seinen Jahrhunderte langen Lebenslauf fort setzt, so kann man nicht mehr unterscheiden, welches der eigentlich älteste Stamm ist. Dieser nämlich geht zu Grunde, verwest, verrottet und von den nächsten, also ältesten, zu tüchtigen Bäumen gewordenen Luftwurzeln gehen nun Zweige aus, welche sich nicht nach außen, sondern nach innen wenden und so vielleicht einige ganz junge Stämme an die Stelle des aller ältesten, aber verschwundenen setzen. Das Laubdach ist so dicht, daß die Eingebornen ungern darunter ruhen, davon, daß man sich daselbst Hütten baut, ist vollends keine Rede. Unter diesem schattigen Dache wohnen nähmlich ganze Heerden von Affen, welche den Ansiedlern schwerlich Ruhe lassen würden, demnächst aber auch eine Menge böser Schlangen^. welche von der kleinen gefiederten Bewohnerschaft