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Frühere Herrscher Indiens. 293 Wir haben bereits auf die Eigenthümlichkeit aufmerksam gemacht, daß von den Gangeömünduugcn aufwärts und westwärts bis zu den Mündun gen des Indus, südwärts ganz nahe am eigentlichen Fuß des Gebirges ein wcitgestrccktes Tiefland verläuft, wodurch der Süden von Indien, selbst durch und durch gebirgig, zu einer Insel wird, welche auch nicht an einer einzigen Stelle mit dem Himalaya zusammenhängt. Hier hat, wie cs scheint, die Natur die ganze Fülle ihrer Schätze ausgcgossen und würden nicht Überschwemmungen manche Stellen unbrauchbar machen, so würde man vielleicht nirgends auf Erden eine ähnliche Vegetation sehen, wie gerade hier. Die Beherrscher des Landes waren zwar zu gleicher Zeit die Plün derer desselben, sic zogen unbarmherzig den dritten Thcil alles Einkom mens an sich und es geschah durch Beamte, welche auch etwas für sich haben wollten, also statt eines Drittels der einfachen Berechnung wegen lieber gleich die Hälfte nahmen. Aber eben diese barbarischen Fürsten, theils Mongolen, thcils Perser, sorgten immer dafür, daß ihre Unterthanen recht viel hatten, es war ja ganz in ihrem Vortheil. Damit dieses nun recht allgemein sei, damit der Wohlstand sich so verbreite, daß cs wo mög lich gar keine Armen gäbe und ein Jeder sein Stückchen Land habe und bebauen könne, sorgten sie dafür, wie die alten ägytischen Könige, überall in den bewaldeten Hügeln Seen zn bilden, welche sich füllten vermöge der überströincuden Quellen zur Regenzeit und daher, da ihrer viele Tausende waren, die verheerenden Wirkungen der Ucberschwcmmnngen verringerten und dann, nachdem die trockene Jahreszeit eingetreten war, ihren Reichthum langsam über das Land verbreiteten. So glücklich war das mächtige, weil von der Natur begünstigte Indien unter den Moguln, man sieht die Trümmer dieser Wasserleitungen noch an allen Punkten, wo sie irgend nöthig oder wünschenswerth waren, aber nur die Trümmer, denn die großmüthigcn Engländer, welche den Beherrschern die Mühewaltung, die Völker zu regieren, abnahmen,- vergaßen keineswegs, die Einkünfte derselben nach wie vor cinzuzichcn, aber sic dachten nicht daran, die Leute in dem Stande zu erhalten, solche Abgaben geben zu kön nen. Sic hätten ja von ihrem Einkommen die Wasserleitungen, die Dämme, die Schleusen erhalten müssen und es gab viel zu viel jüngere Söhne be rühmter Lords, welche versorgt sein wollten, als daß man hätte an eine Sorge für das Volk denken können. So ist denn gerade dieser herrlichste, glücklichste Theil von ganz Indien zu einer Wüste geworden und beinahe ganz entvölkert, und die unglücklichen Menschen, die darauf wohnten, sind nicht ansgewandert, hierzu fehlte ihnen die Thatkraft, sie sind verhungert sammt Weib und Kind an der Stelle,