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286 Die Reisen der Gebrüder Schlagintweit. spielen, bei sich, mit kaufmännischen Artikeln beladene Saumthiere, Sei denzeuge, Teppiche, Kleider, zum Tausch bestimmt oder zu Geschenken an die Höfe der kleinen Häuptlinge, auch fehlte Ziege und Schaf nicht, uw in den wüsten Gegenden ihr Leben zur Erhaltung der Reisenden her- zugeben. Zwei Monate lang durchzogen die Reisenden einen Theil der nördlich von Lahore gelegenen Gebirge, ohne eben viel zu leiden von der Kälte oder den sonstigen Unbequemlichkeiten. Von jetzt ab begannen jedoch die Fährlichkeiten der Reise sich zu häufen. Mahomed Hassan, sein Schreiber, welcher ihn schon lange treu lich begleitet hatte und aus den er große Stücke hielt, entwich plötzlich mit seinem Reitpferde und einigen anderen Gegenständen, Geld, Rechnungs- büchern rc. Schlagintweit sandte zwei seiner bewaffneten Begleiter ihm nach, er ward eingeholt, das gestohlene Gut ward ihm abgenommen, aber er konnte nicht zur Rückkehr bewogen werden. Später entwichen noch mehrere und machten bedeutende Diebstähle, ohne daß man ihrer oder des gestohlenen Gutes habhaft geworden wäre. Vom 1. bis zum 5. August ruhte die Caravane zu Shaidoullo-Khojn, von wo man in 5 Tagen sich nach Darkand und in 20 Tagen nach Osh unfern Kokand begeben kann. Mahomed Amin, ein geborner Turkcstaner, der Anführer der kleinen bewaffneten Macht, welcher bisher sowohl die drei Brüder, als jetzt auch den letzten derselben begleitet hatte, rieth, die längere Tour einzuschlagen, weil nach den Gerüchten, welche umliefen, auf der kürzeren Strecke Unruhen aus gebrochen seien, Truppen sich feindlich gegenüber ständen und es gefährlich sein dürste, dieses Weges zu ziehen. Adolf Schlagintweit entsandte einen seiner Begleiter, welcher in Irr- kand geboren war und Murad mit dem Beinamen der Jude hieß, nach diesem seinem Geburtsort, damit er sich von der Wahrheit der Gerüchte überzeuge. Murad kehrte nach 8 Tagen zurück in Gesellschaft mehrerer Reisezüge und brachte sehr übele Nachrichten mit, man schlug sich wirklich Zwischen Darkand und Kashgar. Diese beiden Städte und ihr Gebiet machen bereits einen Theil des chinesischen Reiches aus, ihre Einverleibung zu demselben fand etwa vor einew Jahrhundert statt. Die Abkömmlinge der alten Herren dieser Provinzen haben ihre Niederlage keineswegs vergessen und sich noch nicht darüber zufrie den gegeben. Diese Leute werden Bara Sahibs, d. h. große Herren genannt, es sind turkcstanische Bandenführer, sie sammeln von Zeit zu Zeit beschäfti-