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284 Das indische Hochgebirge. von den südlich verlaufenden Halbinseln diesseits und jenseits des Ganges zu trennen, daß wir Vieles werden sagen müssen, was auf beide Abthcilmi' gen Bezug hat, wenn wir schon uns möglichst der nöthigen Sonderung be fleißigen werden. Den ganzen Norden von Indien nimmt das mächtigste Gebirge der Erde, der Himalaya ein. Es erstreckt sich genau genommen von Persien bis China in ziemlich gleicher geographischer Breite, nämlich durchschnittlich unter dem 30sten Grade derselben, geht aber in Thybet über denselben hin aus, in Nepal und Butan unter demselben südlich hinab. Im Norden da von liegt das große Stufenland von Hochasien, welches an Höhe sowohl als an ungeheurer Ausdehnung alle Plateaux der Erde übertrifft; nach Sude» zu fällt aber dieses Gebirge so steil ab, daß man dasselbe aus einer Entfer nung von 50 geographischen Meilen sehen kann, seine Spitzen erheben sich um 4 bis 7000 Fuß über die allerhöchsten Berge der Andeskettc und sind zum Thcil doppelt so hoch als der Mont Blanc und Mont Rosa. Da diese Bergspitzen sich nur wenig über die höchsten Massen, über den Kamm des Gebirges erheben, alles zusammen aber 12,000 Fuß und darüber aus der Linie der letzten Vegetation hinaus und in die Region des ewigen Schnees hineinragt, so erscheint die ganze Bergkette dem Beschauer von der indi schen Seite wie ein zusammenhängendes EiS- und Schneegefilde. Die In dier, welche keine» Begriff von Schnee haben, nennen dieses weiße Erde, die Priester aber, welche die Schriften, die in Sanskrit geschrieben sind, wenigstens einigermaßen kennen, nennen diese Berge die Wohnung dcs Schnees. Sie sind die unversiegbaren Quellen der beiden mächtigsten Fliisft, welche Indien bewässern, des Indus und des Ganges. Der erstere nimmt seinen Ursprung weit jenseits dcs Gebirges, das er in dem hochgepricscncu Kaschmir durchbricht, um nach einem mehrere hundert Meilen langen süd westlichen Verlaufe nun plötzlich rechtwinklig einzubiegen und von Norde» nach Süden an der Grenze von Afghanistan und Beludschistan hcrabzm strömcn. Der Ganges hat einen nicht minder sonderbaren Verlauf; der eine Arm, welcher vorzugsweise unter dem Namen Ganges bekannt ist, läuft südlich von dem Gebirge und beinahe ganz parallel mit demselben vo» Westen nach Osten, indem er auf diesem Laufe viele hundert von kleine» Flüssen in seinen Schoß nimmt. Der andere Thcil desselben, der Brani- putr, entspringt beinahe unter demselben Längengrade auf der nördliche» Seite des gewaltigen Gebirges, nimmt von dieser Seite alle Flüsse aus- die von dort nach Norden strömen, geht immerfort von Westen nach Oste» bis er plötzlich an der äußersten östlichen Grenge des Landes Butan daS