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Die große Wüste. Staubwolken. 265 Regen gelöscht wird; die Sahara ist ein trostloses, regenloses Gebiet, nicht einmal die Oasen darin bekommen Regen, außer etwa die südlichsten, welche Theil nehmen an der Regenzeit, die man sich immer fälschlich als den Win ter vorznstellen pflegt. Es regnet zur Zeit des höchsten Sonnenstandes, das ist also immer Sommer. Wegen dieses Mangels an Regen wird der Staub nie befestigt, wird er durch das leiseste Lüftchen bewegt, durch den Sturm aber in ungeheuren Massen aufgehoben und sortgctragen. Nun kommt es gar nicht selten, daß eine Caravanc des Weges zieht, während sich ein solcher gefährlicher Wind erhebt. Es braucht dies gar nicht der tödtliche Smum oder Samum zu sein, welcher, an eine Jahreszeit gebunden, bloS durch die tödtliche» Dünste, die er stets mit sich führt, so gefährlich werden soll. Ein jeder andere mäßig starke Wind hebt ja, wie wir wissen, selbst in unseren Gegenden mächtige Staubwolken auf, wie nun erst dort, wo auch die geringste Feuchtigkeit fehlt und der Staub so fein ist, daß der Hauch des Mundes ihn bewegen würde. Europäer, welche die Wüste durchreist, haben die Erscheinung wenig anders beschrieben, als wir sie zur Sommerszeit auch bei uns auf trockenen Ebenen sehen können, nur mächtiger sind die Wolken und weiter werden sie getragen; der Wind hebt eine Schicht von zwei bis drei Zoll Dicke von einer Quadratmcile ab, führt sie tausende von Fußen hoch in die Luft und läßt sie dann plötzlich sinken. Da, wo sic hinfüllt, wird sie nun allerdings nicht blos drei Zoll hoch liegen, sondern mehrere Fuß hoch, aber das ist schon genug, denn der Staub ist tödtlich. Die Earavane sicht eine solche Wolke nahen, es wirft sich Alles nieder, verbirgt den Kopf in Tücher, wo möglich in nasse Tücher, und wartet, bis das Wüstcngcspenst vorüber ist. Es kann wohl sein, daß man mit dem bloßen Schreck davon kommt, daß der Staub entweder schon vorher niedcrsinkt oder daß er über die Caravanc hinweg weiter getragen wird. Findet dieses aber nicht statt und senkt die die Staubwolke sich da herab, wo die Caravanc liegt, so ist sie vernichtet, denn der feine Staub dringt nicht nur überall zwischen die Kleider und den Körper, sondern er dringt auch in den Körper selbst hinein durch Nase und Mund, durch den ersten Athcmzng, den man zu thun gezwungen ist, und tödtct so durch Erstickung. Nun erzählen die Leute, da liege unter dem Berge, der durch den Sturm von Süden hergctragen worden, eine ganze Caruvane begraben, aber der Berg cxistirt nicht und wenn ein solcher da ist, so ist es kein Berg von Staub und dann hat er auch keine Caravanc begraben, aber allerdings sind ein paar Fuß solchen Staubes schon genug, um zu tödten, Länder- und Völkerkunde.