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Die Sahara. Falsche Vorstellungen davon. 261 dieselbe gewöhnlich verstellt. Ein Sandmcer! das ist die gewöhnliche Floskel, mit welcher man die Sahara abspeist. Nichts als Sand und Staub. Und da „das Kameel das Schiff der Wüste" ist, so haben sie hierin eine Berechtigung gefunden, sich die Wüste wirklich ungefähr so vor- zustellcn, wie irgend eine beliebige Strecke unfruchtbaren Bodens mit gel bem Sande bedeckt, nur daß die Wüste im engeren Sinne, etwa sechsmal so groß wie Deutschland oder dreimal so groß als das mittelländische Meer ist und der Sand durch die Sonne stärker erhitzt wird als bei uns. Hieran ist wenig oder nichts wahr, die Sahara ist ein Tiefland, vielfältig durchzogen von niederen Gebirgen und von großen Flächen, welche Wasser haben und daher fruchtbar sind. Diese fruchtbaren Stellen nennt man Oasen und da dieselben auf den mehrsten Karten mit einer Finger spitze zn bedecken sind, so Pflegt man sich diese Oasen als kleine niedliche Flecke fruchtbaren Erdreichs mit einer hübschen Quelle, vielleicht auch mit einem paar Hütten zu denken, so ungefähr, wie man sich den Park irgend eines Gutsbesitzers innerhalb der Lüneburger Haide vorstellen mag. Wir haben schon oben gesagt, der Raum, von dem wir sprechen, umfaßt beinahe einen halben Welttheil; die ganze Nordseite desselben, Alles, was längs des Mittelmeeres liegt, ist bewohnbar, ist bewohnt und ist auch zum großen Theil fruchtbar; es liegen dort die Länder Marocco, Algier, Tunis, Tripolis, Fezzan und Aegypten. Sie selbst sind zum Theil wüst, was aus dem Mangel an Bevölkerung, zum Theil auch aus Man gel an Regen erklärlich wird. Die fruchtbaren Strecken sind aber ziem lich stark bewohnt und cs finden von hier aus fortwährend Handelszüge statt nach der eigentlichen Mitte von Afrika, welche sämmtlich durch die Wüste gehen und die sogenannten Oasen berühren. Durch diese natürlich ist das Innere des mächtigen Continents nicht bekannt geworden, wohl aber durch eine große Menge Reisender, welche sich theils solchen Cara- vanen allgeschlossen haben, theils aber seit der Zeit, in welcher die Fran zosen das Reich Algier eroberten, von dort ans in sehr vielen verschiedenen Richtungen weit in die Wüste gedrungen sind. Durch diese ist uns bekannt geworden, daß die Sahara nicht eine Hochebene ist, wie man in früheren Zeiten glaubte, sondern daß sie zu den Tiefländern im ausgedehntesten Sinne gehört; sie liegt nämlich zum großen Theile mit dem Meere gleich, ja sie liegt an vielen Stellen ihrer nördlichen Grenze sogar niedriger als der Meeresspiegel. Der westlichste Theil der Wüste wird seit der Besetzung durch die Franzosen Is Lrmllara genannt und reicht vom Fuße des Atlas bis zu den Hügeln von Metilli, woselbst gleich eine der ersten Oasen uns begegnet, die nördlichste derselben, die einen Flächenraum von 600 Quadrat-