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222 Mißhandlungen gegen Steller. nicht einmal Kamschatka nnd einen dortigen Hafen zu erreichen vermochte, sondern auf einem elenden, nnwirthbaren, weit nördlich davon gelegenen Strande landete und dort unter den furchtbarsten Qualen, die der Skor but bringt, überwinterte. Die Tobten wurden von den Füchsen verstüm melt, bevor sie noch begraben werden konnten, die Kranken überließ man ihrem Schicksal auf dem bloßen Schnee, sie wurden zum Theil, noch ehe sie todt waren, angefressen. Unter solchen Umständen wurde ein entsetzlicher, neun Monate langer Winter zugebracht und als im August des nächsten Jahres es gelang, aus den Trümmern des gescheiterten Schiffes ein Boot zu bauen und mit dein geringen Theil der Mannschaft, der noch am Leben war, Kamschatka zu erreichen, hatte man Behring und seine Begleiter für todt gehalten oder ausgegeben und hatte ihre ganze Habe vertheilt, so daß die Unglücklichen, welche von allen Hülfsmitteln entblößt nach dem Hafen zurückkehrte», von welchem sie ausgefahren, nicht einmal Kleider besaßen, um sie mit den von Ungeziefer wimmelnden zu verwechseln. Steller wollte nunmehr nach Petersburg zurückreisen, wurde aber in Kasan beordert, sich sofort nach Jrkutzk zu begeben, um sich dort über ein unerhörtes Berbrechen zu verantworten. Es sollte bei seiner Landung in Amerika Pulver, Blei und Schießgewehre an die Wilden ausgetheilt habein Es dauerte ein Jahr, bevor er nach der Heimath entlassen wurde, als er nun in Moskau angelangt war, wurde ihm befohlen, sofort nach Ocholt in der Nähe von Kamschatka zurückzngekehren, um sich daselbst auf irgend einen anderen Unsinn zu verantworten; er mußte die Reise also jetzt zum vierten Male machen und blieb dabei in der Kibitke erfroren liegen. Wohi ihm, daß eS noch zeitig genug geschah, denn er hatte sich durch seine Offenheit und Freimüthigkeit viele Feinde in Kamschatka zugezogen und er würde, wenn er nicht unterwegs gestorben wäre, doch Petersburg nimmer wiedergesehen haben, denn man fürchtete, daß er eine große Reihe der schrecklichsten Bedrückungen, deren sich die allmächtigen Herren gegen die unglücklichen Einwohner schuldig machten, zur Sprache bringen würde, und so wurde er denn zu Tode gehetzt. Es fehlte nicht viel, daß unser edler Adalbert von Chamisso ei» gleiches Schicksal gehabt; er, ein Naturforscher ersten Ranges, war durch Vermittelung eines Freundes, Hitzig, der Expedition zugetheilt worden, welche Kotzebue, der Sohn des berühmten Theaterdichters, um die Erde durch das stille Meer bis nach den Polarländern und dann wieder zurück nach Europa befehligte. Die Scherereien, denen der arme Deutsche unter dem Befehle des