Volltext Seite (XML)
216 Wolf, Bär und Zobel. Den Wolf, der ihren Heerden ein gefährlicher Feind ist, fangen sie sehr schlau. Sie wickeln zwei oder drei kurze Stücke Fischbein mit scharf zugespitzten Enden zu einem kleinen Knäuel zusammen und begießen dieses mit Wasser, worauf es bald mit einer Eiskruste überzogen wird, nu» schneiden sie den Faden durch, der das Fischbein zum Knäuel macht und wickeln cs in sehr dünne Speckstreifcn ein. So wird das Knäuel auf die Fährte des Wolfes gelegt, der bei der Rückkehr nach seinem Lager es findet und sogleich verschlingt. In wenigen Sekunden thaut das haltende Eis im Magen des Wol fes auf und das davon zusammengehaltene Fischbein spreizt sich ans ein ander, durchbohrt die Magenwände und verursacht, daß das Raubthier unter den schrecklichsten Qualen verendet. Mit einem anderen Fange als diesem geben sich die ansäßige» Tschuktschen nicht ab, wohl aber die Jäger, welche den Wiesel, den schwar zen Fuchs, den Hasen, den Zobel, den Hermelin, das Eichhörnchen und die Sccotter zum Gegenstände ihrer Verfolgung machen. Die Krone aller Pelzthiere ist unzweifelhaft der Zobel, ungefähr vo» der Größe des Marders, auch wohl kleiner, aber von ganz anderer Farbe, nämlich glänzend schwarz. Die Haare sind lang und dicht und bilden eine atlaöglänzende Decke über dem braunen Pelz, welcher sammctweich, der eigentlich wärmende ist. Besonders hoch werden jene dichten schwarzen Felle geschätzt, an deren äußeren deckenden glänzenden Haaren sich häufig silberweiße Spitzen zeigen. Was unsere Kürschner jetzt Zobel nennen, ist in der Regel der Baum- oder Edelmarder, das Zobelfell kommt gar nicht bis zu uns, es möge der Kürschner sagen, was er wolle. Ein schönes Zobelfell kostet schon in Kamschatka und Ochotök 40 Silberrubel, ist cs einmal bis nach Moskau gelangt, so bezahlt man es gern mit 80 bis 90 Rubel und in Petersburg kostet es um die Hälfte mehr. Wer kann dieses Pelzwerk hier bezahlen? Ein großer Pelz mit Zobel, gefüttert würde 10,000 Thlr. wenigstens kosten, wer einen solchen während des Winters zehn mal trägt — öfter wird es wohl im mittleren Europa nicht nöthig sein, muß für dieses Vergnügen jedesmal fünfzig Thaler zahlen. So viel beträgt der Zins von dem Kapital, abgesehen davon, daß das Kapital selbst sich in seinem Werthe alljährlich mindestens um fünf Prozent ver mindert, also in zwanzig Jahren verloren ist. So braucht ein reicher Russe natürlich nicht zu rechnen, dennoch fin det man auch dort den Zobel nicht als Futter der Pelze, wie nufere Kürschner häufig für reiche Banquiers den Marder verwenden, sondern nur als Besatz, als äußeren Schmuck. In früheren Zeiten wurde allerdings der Zobel nicht so thener bezahlt.