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212 Verschiedene Racen der Tschnktschen. Heerdenbesitzern, in sehr gutem Vernehmen und beide Völkerstämme ergän zen einander, indem die einen die Bedürfnisse der andern durch Handel und Tausch an sich bringen oder abgeben; die Ncnnthiertschuktschen vertau schen Rennthierfelle oder auch schon fertige Kleider an die Fischer und führen ihnen das köstlichste ihrer Güter, den Taback, zu. Die Onkilon dagegen liefern an die Tschnktschen Thran, Wallfischfleisch, Robbenfleisch, Wallroßzähne, Riemen, aus der Haut der Wallrosse geschnitten, Seehuuds- fell, mitunter auch wohl mäßige Stücke von Treibholz zum Bau der Hütten, auch Narvalzähne und ähnliche Meereserzeugnisse; sie leben aber trotz dessen, daß die Tschnktschen ihrer bedürfen, in einer erschrecklichen Abhängigkeit von denselben, wodurch Wrangell zu beweisen glaubt, daß sie die später Eingewanderten seien. Wunderbar ist übrigens diese Härte gegen so nützliche Leute, wie ihnen die Fischer sind, denn ohne deren Vermittelung würden sie nicht nur die vorgedachten Bedürfnisse keineswegs befriedigen können, sondern sie wären auch von allem Handel abgeschnitten, da die Fischer die Vermittler des Tausches mit den Eskimos und Aleuten in Nordamerika sind. Dies hindert aber die Tschnktschen nicht, sich für bei weitem erhabenere und edlere Wesen zu halten und von den Fischern mit der Verachtung und dem Abscheu zu sprechen, wie man von Hunden spricht, die an einer ekel haften Krankheit leiden. Unter den Rennthiertschuktschen giebt es welche, die über tausend Rennthierc in ihrem Besitz haben und damit auf den Tundren umherziehen, damit dieselben während des Sommers sich mästen können und ihnen für den langen Winter ein dürftiger Vorrath von Gras und Moos gesam melt werde. Diese ansäßigen Leute wohnen meistcntheilö in der Nähe der Küste in kleinen Dörfern von 10, 20 und mehr Hütten, welche man sich jedoch nicht nahe bei einander, sondern auf ganzen Quadratmeilen zerstreut den ken muß. Sie unterscheiden sich von den lediglich nomadisirenden zwar weder hinsichtlich ihres Stammes oder ihrer Sprache, noch hinsichtlich ihrer sonstigen Eigenthümlichkeiten und Gewohnheiten, aber sie zeigen sich entschieden bildungsfähiger, empfänglicher für den Luxus, für die Freude» der Geselligkeit, für gutes Essen und Trinken, wohlverstanden nach ihrem Sinne. Sie geben einander z. B. Festlichkeiten, wobei sie sich am Tanz solcher Dirnen erfreuen, die ein Leben führen, welches sie entfernt de» jenigen ähnlich macht, welche man in Europa prostitnirt nennen würde. Wo die Vielweiberei Sitte ist, steht das Weib in keiner Achtung, es ist daher auch für den Mann nichts Unrechtes, wenn er sich zu den drei oder vier Frauen, welche er ernähren kann, noch mit Mädchen abgiebt,