Volltext Seite (XML)
Lebensweise der Tschnktschen. 211 Die Leute alle haben eine ziemliche Dicke, befinden sich in wohl- genährtem Zustande, befinden sich in einer Hitze von wenigstens 50 Grad C., schwitzen daher unbarmherzig und was nicht an Schweiß an ihnen her- unterläuft und die Haut zebrastreifig macht, das verdunstet und erfüllt die Luft mit einem äußerst kräftigen Düngergeruch, der solchergestalt in die Nase steigt, daß der Fremde fortwährend an heftigem Thränen der . Augen leidet. Die gastlichen Bewohner bieten dem Eingetretenen sofort das Beste, was sie haben, z. B. rohe Stücke von Wallfischhaut, eine der ausgesnch- testcn Delicatessen, vielleicht auch Bären- oder Rennthiersleisch, in altem Thran gekocht, aber alt muß der Thran allerdings sein, wenn dem Ge richte nicht die eigentliche Würze fehlen soll, und hierin haben die Frauen der Tschuktschen eine große Geschicklichkeit, sie haben immer ein Gefäß, d. h. eine ohne Einschnitt abgezogene Seehundshaut, damit angefüllt. Das verwesende Fleisch der Innern Seite der Haut setzt den Thran in Gährung, die man bei der Einrichtung einer Wirtschaft durch etwas Urin unter stützt. Nach vierzehn Tagen ist der Thran reif, sehr wohlriechend und unvergleichlich lieblich bitter, etwas, das dem Fremden von dem Herrn vom Hause gewiß gerühmt wird, da Niemand den Thran so gut zu säuern versteht, als die Frau vom Hause. Später, wenn die Gährung einmal im Gange ist, wird täglich so viel frischer Thran zugegossen, als am verlaufenen Tage verbraucht wor den ist, so daß über Nacht das neue Gemisch die gewünschte Deli katesse erlangt. Mögen sich unsere geehrten Leser hierüber nicht verwundern, sondern sich einfach daran erinnern, wie sie Drosseln, Leipziger Lerchen und andere kleine Vögel braten, ohne sie vorher auszunchmen und den Darm- und Mageninhalt als etwas besonders Pikantes essen; noch einen Schritt wei ter geht man bekanntlich mit der Schnepfe, deren G.edärm man mit allem, was darin enthalten ist, bratet und aus Bnttersemmel als das Höchste, was es an Delicatessen giebt, genießt. Warum sollte einem Tschuktschen der Thran, den seine Geliebte durch die einfachsten und natürlichsten Zu sätze bereitet hat, nicht schmecken. Die Bevölkerung dieses fernen Landes thcilt sich in Rennthier- tschuktschen und Fischertschuktschen; die letzteren heißen Onkilon, was eigent lich Seeleute bedeutet, die Rennthierbcsitzer heißen Tennhgk. Die ersteren sind sehr dürftig und scheinen weniger den Tschuktschen als dem benach barten Eskimostamme anzugehören, der auf der anderen Seite der Beh ringsstraße seinen eigentlichen Wohnsitz hat und wie wir wissen bis nach Grönland reicht; sie leben aber mit den eigentlichen Landbewohnern, den