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Der Mensch und die Natur. 5 flusses, der sie umgiebt, und viel besser schon sind diejenigen daran, welche an den Grenzen der großen regenlosen Wüsten in Asien und Afrika wohnen, sie müssen mit der Natur ringen, sie müssen ihr etwas abgewinnen und darum haben sie etwas. Der Fellah in Aegypten ist glücklicher als der Botocude oder der Pnri und der Ottomake; der Fellah hat wenigstens ein Haus, wenn schon wie das der Schwalbe aus Schlamm gebaut; er hat wenigstens Kleider, sind es auch nur die ungegerbten Felle der Schafe, welche er geschlachtet; er hat auch eine Heerde, welche er hütet, und ein Stück Ackerland, welches er bepflanzt und wovon er lebt. Wohnend an der Grenze der großen Sandwüste von 600 Meilen Länge, über welcher die Lust glüht, wo der giftige Samum den heißen Sand anfwühlt und bei geröthetem Himmel ihn über den Karavanen zu Bergen aufhäuft, sie begräbt für immer — oder wenigstens bis ein neuer Sturm ihn hinweghebt von den Mumien und Gerippen — ist der Fellah dennoch glücklicher als der träge Bewohner der ewig blühenden und Früchte tragenden Gegenden, in denen eine nie ermüdende Natur aus unerschöpflichem Füllhorn Schätze über Schätze streut und dreifache Erndten in einem Jahre bietet. Wir sehen in diesen wenigen Andeutungen, wie reich an Mannigfaltige keit die Erdoberfläche, wie wechselvoll der Boden ist, den wir bewohnen, wie verschiedene Verhältnisse der Temperatur und des Lichtes auf ihn ein wirken. Fragen wir nun, woher alle diese Verschiedenheiten rühren, so ant wortet uns der Geograph: von der schrägen Stellung der Erdaxe gegen ihre Bahn, auf der sie nicht läuft wie ein rollendes Rad oder wie ein aufrecht stehender Kreisel, sondern schräge wie der Kreisel, wenn er sich zum Umfallen neigt. Diese sich stets gleichbleibende Neigung der Axe, verbunden damit, daß sie in ihrem ganzen Laufe um die Sonne auch noch mit sich selbst paral lel bleibt, bringt alle jene wcchselvollen Erscheinungen von gleichen Tagen und Nächten, verschieden langen Tagen und kurzen Nächten, oder umgekehrt, langen Nächten und kurzen Tagen, bringt die halbjährige Polar nacht und den eben so langen Tag, bringt am Aequator die furchU bare Sonnenhitze, bringt auf der Seite, welche der Sonne zngekehrt ist, den Sommer, auf der abgewendeten Seite den Winter, bringt überhaupt den ganzen Wechsel der Jahreszeiten hervor, der sich in Frost und Hitze oder in Trockenheit und Regen ausspricht und das ganze Pslanzenleben bedingt. Alles dieses liegt vor uns, alles dieses wollen wir dem Leser in einer Reihe interessanter Gemälde vorführen, wir wollen ihm die Eisfelder der kalten Zonen, wir wollen ihm den wechselvollen Reichthum der gemäßigten, wir wollen ihm die Pracht der Tropenländer zeigen, wir wollen ihn auf die Sandebenen Afrikas so wie auf die Grasfluren von Amerika und auf