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4 Der Mensch und die Natur. oder gar ohne Federn, wie der Casuar, hier wohnen die mächtigen Raub- thiere Löwe, Tiger und Hyäne und befreien — nützliche Mitglieder der großen Kette der Wesen — die Erde von der Ueberfülle anderer Ge schöpfe; hier wohnen auch die tausend Arten von gefährlichen giftigen Schlangen und die nicht giftigen aber durch ihre Größe verderblichen Thiere, welche man sonst Drachen genannt haben würde, Boa und Python, welche zwanzig und dreißig Fuß erreichen, ja vierzig Fuß erreichen sollen; hier findet man unter den gefiederten Bewohnern die elegantesten Gestalten und die prächtigsten Farben, die Reiher, die Flamingos, die Papagaien, die Paradiesvögel, die Colibris, die Pfauen aber die Menschen? wie ist es denn mit diesen in dem glück lichen gepriesenen Erdstrich? Wie überall, wo sie nicht zu arbeiten brauchen, sind sie nicht glücklich, denn sie sind faul, die Natur bietet ihnen Alles freiwillig, sie brauchen nur zu nehmen und zu genießen, sie brauchen nichts zu erringen, Alles ist da und darum haben sie nichts; nackt und bloß leben sie gleich den Thieren des Waldes vom heutigen Tage zum morgenden, die Wärme überhebt sie der Mühe, sich zu bedecken, darum haben sie keine Kleider und kein Obdach, aber darum sind sie auch dem Regen und dem Sturme schutz los preisgegeben, sie sammeln in der Zeit der Fülle nicht ein, darum leiden sie in der Zeit der Dürre und des Mangels auch Hunger und wissen kaum ihr Leben zu fristen, indem sie Erde, mit Blättern zusammengeknetet, ver schlingen. Sie suchen nicht bequemere Wohnplätze ans, als die ihnen zu fällig angewiesenen, sie bauen nicht das Feld, sie hüten nicht die Heerde, sie rauben nur so die Frucht des Baumes wie das Wild des Waldes und da die mächtigen Ströme zur Zeit ihres Hochwassers sie mit sammt den Fischen und Krokodilen in das Meer schwemmen würden, so flüchten sie auf die Bäume und leben hier Monate lang während der Regenzeit gleich den Affen, deren Nachbarn sie sind und deren Verwandte sie scheinen. Sonderbar, der Mensch muß doch ursprünglich faul sein; der erste Fluch, womit er belegt wird, heißt: du sollst arbeiten.*) Ist denn Arbeit ein Fluch? Arbeit ist Segen und Glück! Dian sehe doch Spa nier, Italiener, Griechen, Türken an, sind sie denn glücklich? oder sind sie auch nur glücklicher als wir, da man doch behauptet, niemand sei glücklich? Nun, im erhöheten Maßstabe ist es so mit den nicht etwa wenig, sondern gar nicht arbeitenden Bewohnern der heißen Zone; sie führen in ihrem Müßiggänge ein elendes, bedauernswertstes Leben, trotz des Ueber *) „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod essen." I. Mos. 3. 19.