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166 Die nordischen Völker. steht immer unten, in der Nähe des Wassers. Unsere Zeichnung läßt noch ein Paar Tonnen sehen; diese sehr geschätzten Gefäße sind natürlich nicht von der Arbeit der Eskimos, sondern sind von Wallfischfahrern, welche stets im Verkehr mit denselben stehen, eingetauscht. Es scheint, als seien die Eskimos ein ziemlich gutartiger Menschen schlag und jene Grausamkeiten, von denen wir weiter oben sprachen, kom men wohl nur zum Vorschein, wenn sie mit so grimmigen Feinden, wie jene Indianer sind, Zusammentreffen. Man findet z..B., daß sie ihre Frauen freundlich behandeln, etwas, wovon der nordamerikanische Wilde schon gar keinen Begriff hat. Die Frau ist dem Eskimo Gefährtin, Freundin, Gehülfin, aber nicht Sklavin, was man schon immer ein Zeichen von Gesittung nennen muß, von einer Gesittung, die man selbst im süd lichen Europa, z. B. bei den christlichen Serben, Montenegrinern rc. nicht findet. Die Wilden in Nordamerika strecken sich, sobald sie von der Jagd kommen oder überhaupt wenn sie nichts zu thun haben, auf ihrer Wolfs oder Bärenhaut aus und thun nichts, ja sie würden es für eine Entehrung halten, wenn man ihnen zumuthen wollte, irgend etwas zu thun. Nicht so mit den Eskimos, welche die Hütten bauen, Pfeile und sonstige Waffen schnitzen, Kähne ausbessern, die großen Felle der Meeressäugethiere span nen, um sie zu trocknen, ihre Hunde abrichten, kurz, sich beschäftigen. Und wenn sie beschäftigungslos sind, wenn ihre Arbeiten alle gethan, so überlassen sie sich den Freuden der Geselligkeit. Beinahe niemals steht eine Eskimohütte allein, immer sind ihrer mehrere zu -einem Dorfe ver einigt und abwechselnd kommen sie bei dem oder jenem zusammen, sie hal ten ein Kränzchen, wie wir es nennen würden, eine Gesellschaft, welche in einem gewissen Kreise herumgeht. Hier unterhalten sie sich zwar nicht über das Gleichgewicht der Staaten oder über Völkerfreiheit und Völker frühling, aber sie sind darum nicht weniger glücklich, sie überlassen sich der ausgelassensten Freude, dem. herzlichsten Gelächter, denn sie sind voll Laune, voll Witz und Satyre und ihre Gespräche, wie eng auch der Kreis ist, in welchem sie sich bewegen, sind stets voll versteckter Anspielungen auf dieses oder jenes Ereigniß, auf diese oder jene Untugend eines der Anwesenden, nur bis so weit sind sie in der Civilisation noch nicht vor geschritten, um auch die Abwesenden zu hecheln und in dieser Hinsicht haben sie von uns Europäern noch sehr viel zu lernen. Die Eskimos singen und zwar meistentheils satyrische Lieder, welche sie im Augenblicke des Vortrages selbst dichten und componiren, sie sind Improvisatoren in dem Sinne, wie es Steyermärker und Throler sind, sie ahmen dabei vortrefflich die Eigenheiten anderer Menschen, Vorzugs-